IGFT NEWS 45/2024

Liebe Leser:innen!

… dieser November hat es in sich, in jeder Hinsicht. Gerade nieselt es, dafür friert man nicht ganz so arg, aber die Nachrichten überschlagen sich. Langsam neigt sich das Jahr zum Ende, aber bevor wir resümierend zurückblicken können, versuchen wir heute einen guten Überblick zu geben über das, was gerade passiert:

Am Sonntag waren wir bei den diesjährigen Nestroy Verleihungen. Es war gleichzeitig das 25-jährige Jubiläum der Gala und eine große Versammlung der Theaterszene im Volkstheater. Die gesamte Gala, inklusive Empfang und Buffet (Würstel + veganes Curry), fand dieses Jahr vor Ort statt. Deutlich spürbar war, wie sehr Theater und auch solche Preise gerade im Licht gesellschaftspolitischer Veränderungen stehen und in vielen Statements und Dankesreden wurde auf unterschiedliche Ereignisse und Entwicklungen in Österreich und Europa, aber auch global, angesprochen. So sprach zum Beispiel die Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler auf die gewaltvollen Übergriffe auf das Theater in Sofia bei einer Premiere unter John Malkovich an, sowie auf die Entlassung des Intendanten des Slowakischen Nationaltheaters. Christoph Luser betonte die Gefahr durch eingeschränkte und unfreie Produktionsbedingungen Theatern, die er bei einem Besuch einer Produktion in Bratislava erlebte. Die Autorin Leonie Lorena Wyss wiederum sprach in ihrer Rede auf die Kürzungen im Kulturbetrieb an und die einhergehenden Gefahren für eine Gesellschaft, wenn Kunst unfrei und (finanziell) verunmöglicht wird. Diese Vorfälle sind erschreckende Beispiele, über die wir in den letzten Wochen auch schon hier, auf Social Media und auch über den europäischen Verband EAIPA berichtet haben. Die Entwicklungen beobachten wir aufmerksam und besorgt. Dennoch ging es bei dem Nestroy natürlich wieder um Auszeichnungen besonderer Leistungen und daher möchten wir besonders den Vertreter:innen aus der Freien Szene gratulieren: Julia Edtmeier als beste Schauspielerin in der Produktion „Amadeus“ (Bronski&Grünberg Theater/Volkstheater in den Bezirk), den Spezialpreis bekam die Produktion "Oskar Werner: Kompromiss in die Wiedergeburt“ (Odeon/Spitzer). Als Beste Off-Produktion wurde „Nestbeschmutzung“ ausgezeichnet, eine Produktion vom Institut für Medien, Politik und Theater (Kosmos Theater Wien) und den Autor:innenpreis für das beste Stück gewannen Magdalena Schrefel und Valentin Schuster für „Die vielen Stimmen meines Bruders“ (Kosmos Theater Wien/Schauspielhaus Wien). Wir gratulieren natürlich allen Preisträger:innen und auch allen Nominierten und freuen uns über ein erfolgreiches Jubiläum! Wie Alexander van der Bellen in der Beilage zum Programmheft schreibt, geht es bei dem Erbe Nestroys neben Ironie auch um den Kampf um die Freiheit der Kunst. Cheers to that!

Am 22. November 2024 wurde außerdem der STELLA*24-Darstellender.Kunst.Preis für junges Publikum für herausragende Leistungen im Bereich des Theaters für junges Publikum, in der Neuen Bühne Villach verliehen. Als Herausragende Produktion für Kinder wurde „Hände“ von theater.nuu am WUK Wien ausgezeichnet, Herausragende Produktion für Jugendliche ging an „Verfallen“ vom Theater Weiz, Steiermark. Weiters wurden Till Krappmann und Michael Zweigmüller für herausragende Ausstattung ausgezeichnet für die Produktion „Ancestors´ Gift“ am Dschungel Wien, Herausragende Darstellung gewannen Maartje Passmann, Futurelove Sibanda und Joseph Tebandeke für ihre darstellerische Leistung in „Kingx&Qweens, Unusual Beings, Dance Revolution East Africa“ am Dschungel Wien. Der Sonderpreis des ASSITEJ Vorstandes ging dieses Jahr an Nadja Brachvogel und Martin Brachvogel (Follow the rabbit). Herzlichen Glückwunsch allen Preisträger:innen für diese Wertschätzung!

Leider haben sich auch die bedenklichen Neuigkeiten in Österreich in der vergangenen Woche gehäuft: 

Wir haben letzte Woche den Offenen Brief der Interessensvertretungen an die Stadt Graz mitunterzeichnet und sprechen uns als IG Freie Theaterarbeit für einen notwendigen Dialog aus, um die Absicherung der freien Szene zu garantieren. Mit den angekündigten Kürzungen wird Graz als Kulturstadt gefährdet, da die überproportional großen Kürzungen in der Kultur die freie Szene besonders stark treffen. Die Fairpay Bemühungen der letzten Jahre haben deutlich ein defizit aufgezeigt, unter dem die Freie Szene finanziell leidet und wir warnen vor einer so starken Kürzung in den Budgets, die für viele Akteur:innen und Orte das Aus bedeuten kann.

Weitere erschreckende Nachrichten erhielten wir vor einigen Tagen aus Klagenfurt: derzeit wird über einen Kahlschlag der Förderungen für die Freie Szene gesprochen, ob und wie es Gelder gibt, ist aktuell anscheinend unklar. Die Förderungen sind - wie so oft - in den Ermessensausgaben der Stadt angesiedelt und damit nicht abgesichert. Die Stimmung ist dementsprechend nervös und unsicher. Für den 2. Dezember ist ein Termin im Rathaus anberaumt, wir werden danach berichten. Die Gefahr ist, dass durch die föderale Förderstruktur auch ergänzende Förderungen von Bund und anderen Gebietskörperschaften wackeln können. Wir fordern dringend zu gemeinsamen Gesprächen auf und machen auf eine notwendige finanzielle Absicherung und nötige Perspektive auf das kommende Jahr, was in wenigen Wochen beginnt, aufmerksam.

An dieser Stelle ein kurzes Update aus Berlin/DE: Die Lage durch die Kürzungen, die nun auf 13% korrigiert wurden, ist aktuell angespannt und die kulturelle Szene wütend und verängstigt. Aktuell wird in verschiedenen Petitionen und Unterschriftensammlungen, Demonstrationen und Veranstaltungen versucht, das Schlimmste zu verhindern und mit der Politik in einen Dialog einzusteigen.

Zu allen kulturpolitischen Ereignissen der vergangenen Wochen findet ihr Artikel und Berichte unter „Mediensplitter“!

Als Interessensvertretung werden wir all diese Entwicklungen aufmerksam weiter beobachten und appellieren an die Stimme und Präsenz jeder einzelnen Person. Wir werden uns weiter für die Absicherung und Freiheit einer Freien Szene einsetzen!

 

Please note: Our consultations via zoom, phone or email are also possible in English.

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Eine schöne Woche wünscht
euer IGFT Team

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