Zur Gründung der Wiener Häuserplattform P.Z.T.T.

Die IG Freie Theaterarbeit begrüßt den Zusammenschluss von 19 Wiener Theaterhäusern zu einer informellen Plattform als wichtige Maßnahme einer Bündelung gemeinsamer Interessen gegenüber den verschiedenen Förderinstitutionen und der Kulturpolitik. Hiermit wird einem Bereich synergetisch Gewicht und Sichtbarkeit verliehen, in dem bislang die Spielorte als Einzelkämpfer_innen der jeweiligen Interessenlage agiert haben und wahrgenommen wurden.

Das freie Theater als innovative, effiziente, international tragende Säule des Theatersektors muss endlich grundlegend anders wahrgenommen und budgetiert werden.

Die Zielsetzungen der Plattform – von einer dauerhaften Aufwertung und Erhöhung der Fördermittel bis hin zur Beendigung prekärer Arbeitsverhältnisse für Künstler_innen – sind auch Zielsetzungen der Arbeit der IG, die vom Fokus jedoch von seiten der freien Künstler_innen argumentiert werden.

Im aktuellen Mission Statement der IG Freie Theaterarbeit heißt es dazu:

„Die Arbeitsverhältnisse im gesamten Bereich der freien Theaterarbeit werden zunehmend prekär und entstehen sehr häufig im legistischen Graubereich. Künstlerische Arbeit soll nur unter den Bedingungen sozialer, materieller und rechtlicher Sicherheit erfolgen. Daher fordert die IG Freie Theaterarbeit von der Gesetzgebung sowie von der öffentlichen Hand rechtliche Rahmenbedingungen und Fördermodelle ein, die legale Arbeitsverhältnisse im freien Theaterbereich und die Teilhabe der Kunstschaffenden an einer umfassenden sozialen Absicherung ermöglichen.“

Zur direkten Aufwertung der Förderung der Institutionen bedarf es zum einen einer signifikanten Aufwertung der Fördermittel für freie Gruppen und Projekte, denn diese sind im Kontext der Reform stagnierend geblieben (2,5 Millionen Projektmittel, ca. 2,7 Millionen Budget für freie Gruppen in der mehrjährigen Konzeptförderung), während im gleichen Zeitraum laut Aussage des Wiener Stadtrats sich der Gesamtbetrag der Förderungen im Bereich der freien Theater um 11 Millionen erhöht hat.

Zum anderen sind auf Ebene aller Körperschaften – Städte, Länder, Bund – signifikante Maßnahmen für eine Stärkung der Mobilität notwendig. Über eine nachhaltige Agenda Verteilung sowie neue Strukturmaßnahmen hat – anders als etwa in der Schweiz – in Österreich noch nicht einmal eine Reflexion stattgefunden und die aktuellen Bundesmittel für internationale Mobilität belaufen sich für Darstellende Kunst und Musik gemeinsam auf 272.000 Euro (Kunstbericht 2010 S.111). Aufwendungen für Mobilität im Land werden im Kunstbericht nicht mehr explizit dargestellt.

Auch nach der Novellierung des Theaterarbeitsgesetzes (2011 in Kraft getreten) hat sich die faktische Fördersituation nicht verändert, wohl aber die Brisanz der prekären Arbeit der Künster_innen – und die politische Brisanz für die Häuser, die sich aufgrund der prekären Finanzlage Anstellungen nur in Ausnahmefällen überhaupt leisten können – es aber eigentlich flächendeckend müssten…

Mit Billigung aller Förderinstitutionen besteht weiter ein grundlegender juristischer Graubereich für den gesamten Sektor. Die Stadt Wien als größte Fördergeberin im freien Bereich muss endlich – auch gemäß einer sozialdemokratischen wie grünen Wertskala – eine Voreiterrolle einnehmen und zu einem grundlegenden Umdenken bereit sein.

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