Sparefrohs am Werk – Wir fordern dazu auf, den Sparzwang endlich aufzugeben!

Kulturrat Österreich, 24.11.2010
PRESSEMITTEILUNG und DEMOAUFRUF

IG externe LektorInnen und freie WissenschafterInnen
Kulturrat Österreich
Verband feministischer Wissenschafterinnen

Demonstration gegen Sparpaket
Samstag, 27. November 2010, 13 Uhr
Treffpunkt Block Kunst – Kultur – Medien – Wissensarbeit:
Brücke über den Wienfluss bei der Urania (Radetzkybrücke)

Alle wissen es. Die Krise des Kapitalismus ist symptomatisch: Gewinne werden privatisiert, Verluste sollen alle zahlen…
…anstatt darüber zu reden, warum es angeblich niemals reichen kann.
…anstatt darüber zu reden, wie es für alle genug geben kann.
…anstatt darüber zu reden, wie eine gesellschaftliche Perspektive
entwickelt werden kann, die ohne Aus- und Abgrenzung funktioniert.

Stattdessen dominiert seit Jahrzehnten immer eines: „Wir“ müssen sparen.
Und natürlich mehr leisten – vor allem in jenen Bereichen, in denen
ohnedies kein Geld zu verdienen ist.

„Mit 25 Jahren kann verlangt werden, dass ein Beitrag zum Leben
geleistet wird.“ Nur: Wer verlangt? Und wer leistet nicht? Und
natürlich: Was soll geleistet werden? Hier zeigt sich ganz deutlich:
Jede Krise ist eine Chance und nie ist es leichter, elitäre
gesellschaftspolitische Vorstellungen umzusetzen, als unter dem Vorzeichen des Sparenmüssens.

Kritische junge Leute? – „Brauchen wir nicht.“
Bildungspolitisch zukunftsweisende Modelle? – „Ohne uns.“
Kleine fachspezifische Institute, unabhängige Vernetzungsinitiativen, Ermessensausgaben, …? – „Können wir endlich alles streichen.“

„Und warum wir sparen müssen, brauchen wir auch nicht zu erklären. Sind ja alles RealitätsverweigererInnen, die den Zwang zum Sparen nicht anerkennen – in einem der reichsten Staaten der Welt.“

Beispiel Wissenschaft:
Statt dringend notwendiger Mittelerhöhungen an den Universitäten gibt es einen Ausbau der Fachhochschulen. Dazu zusätzliche Studiengebühren durch die Hintertür, denn anders kann die Streichung der Familienbeihilfe ab dem vollendeten 24. Lebensjahr gar nicht verstanden werden. Zusätzlich werden die Mittel für de facto alle außeruniversitären Einrichtungen komplett gestrichen.

Beispiel Bildung:
Statt dringend notwendiger bildungspolitischer Maßnahmen zur Herstellung von Chancengleichheit oder Annäherung an ein Bildungssystem, das zeitgemäßen pädagogisch-wissenschaftlichen Standards entspricht, wird das duale (jetzt dreigliedrige) Bildungssystem zementiert. Statt das gemeinsame Lernen verschiedensprachiger Kinder zu verbessern konzentriert man sich auf die polizeiliche Festnahme und Abschiebung jener, die nicht erwünscht sind – in Länder, die viele dieser Kinder nie gesehen haben.

Beispiel Kunst und Kultur:
„Dank“ der Auflösung eines eigenen Budgetkapitels Kunst und Kultur ist es unmöglich, jetzt zu sehen, wo oder ob gespart werden wird. Es ist aber davon auszugehen, dass die sogenannten Sparziele nicht bei den großen Institutionen realisiert werden. Und zur sozialen und
ökonomischen Lage der Kunst- und Kulturschaffenden: Kann es tatsächlich noch schlechter werden?

Deshalb unterstützen wir selbstverständlich die Proteste der Lernenden, Studierenden, Lehrenden und Forschenden: Eine Bildungsmilliarde muss her!
Wissensarbeit muss ausreichend und zuverlässig finanziert werden!
Von der Kindergruppe bis zur Universität. Vom Kindermuseum bis zur freien WissenschafterIn.
Ebenso unterstützen wir die Protestierenden in den sozialen Berufen.
Arbeit und Gehälter müssen neu organisiert werden!

Eine faire Entlohnung – Stichwort Mindestlohn, Arbeit ohne Armut – muss selbstverständlich werden. Eine erste grundlegende Maßnahme kann und muss die Einführung eines bedingungslosen, existenzsichernden Grundeinkommens für alle sein. Für die Kunst- und Kulturschaffenden fordern wir eine transparente, zuverlässige und ausreichende Finanzierung der Förderungen im Sinne des Kunstförderungsgesetzes!

Demonstration gegen Sparpaket
Samstag, 27. November 2010, 13 Uhr
Treffpunkt Block Kunst – Kultur – Medien – Wissensarbeit:
Brücke über den Wienfluss bei der Urania (Radetzkybrücke)

Mehr Information:
unibrennt.at
www.ig-elf.at
kulturrat.at
www.vfw.or.at

Kontakt:
Kulturrat Österreich
Gumpendorfer Str. 63b
A-1060 Wien
contact@kulturrat.at
kulturrat.at

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