Rede von Daniela Oberrauch auf der Kundgebung für Kunst und Kultur in Innsbruck

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Am Samstag, den 24.04. hat unser Vorstandsmitglied und Bundeslandsprecherin für Tirol Daniela Oberrauch auf der Kundgebung für Kunst und Kultur in Innsbruck eine tolle Rede gehalten, die wir gerne mit euch teilen möchten:

Liebe Kulturschaffende! Liebe Künstler*innen! Liebe Freund*innen! Liebes Publikum!

Schön, dass wir uns heute hier zusammengefunden haben und dass ich ein paar Worte sagen kann.

Diese Woche hat mir eine Freundin einen Text gezeigt, der mich sehr berührt hat, weil er das zum Ausdruck bringt, was mich in den letzten Monaten beschäftigt hat. Es ist ein Zitat von Martina Gedeck, eine deutsche Schauspielerin, das ich gerne mit euch teilen möchte:

„Die Kultur eröffnet Freiheitsräume und entlastet uns vom Tod, Krankheit und Not. Sie ist eine elementare Notwendigkeit für Menschen, um frei zu sein, um sich vom Diktat der permanenten Nützlichkeit zu befreien.“

Jetzt sind uns gestern Öffnungsschritte zugesagt worden. Herr Kogler hat gesagt: „Vorfreude liegt in der Luft“. Jetzt weiß ich nicht, ob ich diese Vorfreude teilen kann, denn zu oft sind unsere Erwartungen nicht erfüllt worden. Und trotzdem schleicht sich etwas Vorfreude in mein Herz. Weil ich mich so darauf freue, wenn es endlich wieder los geht. Ich hoffe, dass es endlich wieder losgeht!

Ich vermisse die Abende, die uns aus dem Alltäglichen herausholen, die es anderswo nicht gibt.

Ich möchte wieder in die Köpfe aller Inszenierenden hineinschauen dürfen. Mich in leichtfüßigen oder aufgewühlten Diskussionen mit dem Publikum wiederfinden.

Wir Kulturschaffenden haben das ganze letzte Jahr versucht, auf die Notwendigkeit der Kultur aufmerksam zu machen. Wir waren laut, wir haben versucht sichtbar zu sein.

Wir haben dafür gekämpft, dass wir arbeiten dürfen. Wir haben dafür gekämpft, dass wir ein Einkommen haben. Wir haben dafür gekämpft, dass unsere Notwendigkeit anerkannt wird.

Ich finde es toll, dass es so viele Menschen gibt, die die Kraft und den Mut haben, für unsere Rechte zu kämpfen. Und ich finde, dass ein großes Miteinander entstanden ist. Und es wird dieses Miteinander noch brauchen, denn wir werden noch viel Kraft braucht um für unsere Rechte zu kämpfen.

Als Veranstalter stellt ihr die Frage, „Viel Lärm um nichts?“

Nein, es geht nicht um nichts. Es geht um sehr viel!

Es geht um das Recht auf Ausbruch aus dem Profanen und das Recht auf Begierde.

Wir sind das Recht auf Raum und die Synthese für eine gesellschaftliche Entwicklung.

Da sind wir leider noch nicht, aber es gibt eine gute Entwicklung in die richtige Richtung.

Und es gibt ein paar gute Dinge, die durch die Pandemie auf den Weg gebracht worden sind:

  • Die Wertschöpfung der Kultur von € 7,2 Mrd. ist sichtbar geworden. Das ist eine Zahl, die belegt, dass wir auch wirtschaftlich relevant sind.
  • Es ist sichtbar geworden, dass wir seit Jahrzenten unter prekären Arbeitsbedingungen leiden. Das hat dazu geführt, dass wir uns nun im Austausch mit dem Bund befinden, um das zu ändern. Wir befinden uns in einem Fair-Play-Prozess, der mich zuversichtlich stimmt, dass unsere Arbeitsbedingungen besser werden. Mit dem Ziel, dass Kulturschaffende gerechte Entlohnung für ihre Arbeit erhalten. Wir als IGFT fordern soziale Mindeststandards.
  • Uns allen ist es im letzten Jahr im Hinblick auf die Digitalisierung im Eilverfahren gelungen, neue Formate zu erfinden. Wir haben neue Formen der Kommunikation und des Austausches erprobt. Wir waren mal digital, mal hybrid. Wir waren erfinderisch, flexibel und kreativ, haben viel dazu gelernt und haben damit nochmal bewiesen, dass wir für alle die Kultur am Leben erhalten wollen und müssen.

Und unabhängig von der Pandemie gibt es auch in der Stadt eine gute Richtung. Es gibt einen Kulturentwicklungsprozess, bei dem wir alle eingeladen sind, unsere Stadt kulturell mitzugestalten. Das stimmt mich zuversichtlich und hoffnungsvoll!

Und nichtsdestotrotz fehlt uns Menschen als soziale Wesen, die Erfahrung in einem Raum, wo direkte Begegnung stattfinden darf.

Das Berühren, das Ansehen und das damit einhergehende Begreifen.

Das Begreifen eines Ausdrucks, eines Textes, der Wirklichkeit und der Zeit.

Das brauchen wir jetzt und sehnen uns jetzt nach der Wiederbelebung unserer Bühnen.

Unsere Bühnen mit und ohne Dach, unsere Bühnen mit und ohne Vorhang.

Wir und auch die Gesellschaft sind hungrig auf Kultur.

Ich hoffe sehr, dass das nächste Zusammentreffen in einem Theater stattfindet und wir dabei die Leichtigkeit spüren können, nach der wir uns sehnen.

Ich freue mich auf Erleichterndes, Erschreckendes, Amüsierendes und Aufklärendes.

Ich freue mich sogar auf Small Talk und vielleicht auf ein bisschen Blödsinn!

Danke fürs Zuhören!

Erzähl es deinen Freund:innen