„Du willst Geschäftsführer*in eines Kulturvereins mit sechsstelligem Budget werden? Überleg dir das lieber gut, denn dann verdienst du im Schnitt weniger als mit einem Einstiegsgehalt im Straßenbau oder als Schreibkraft des Landes OÖ.“
Mit diesem Gedankenexperiment richtet sich die Kulturplattform Oberösterreich (KUPF OÖ) ab 19. 06. 2020 an ihre Mitglieder sowie alle Kulturinitiativen mit DienstnehmerInnen in Oberösterreich. Seit langem setzt sich die KUPF OÖ unter dem Titel Fair Pay für eine faire Bezahlung von KulturarbeiterInnen ein. Leider wird ein Großteil deutlich unterhalb der empfohlenen Richtlinien entlohnt. Dies liegt in den meisten Fällen weniger am mangelnden Willen der DienstgeberInnen, denn an den viel zu geringen öffentlichen Förderungen für Kunst und Kultur. Die Coronakrise traf die Szene also umso härter.
Eine klaffende Lücke
Entsprechend wichtig ist es gerade jetzt, Fair Pay mit Daten zu unterfüttern – vor allem was die von der KUPF OÖ wiederholt angesprochene Finanzierungslücke betrifft. Katharina Serles, stv. Geschäftsführerin der KUPF OÖ hält dazu fest: „Die strukturelle Unterfinanzierung und Selbstausbeutung der Kulturszene muss an diesem historischen Krisen- und Wendepunkt ein für alle Mal beendet werden. Es braucht entsprechende nachhaltige Anpassungen der Förderbudgets und zwar so schnell als möglich. Den Begriff und das Lohn-Schema gibt es seit fast 10 Jahren, bisher blieb ‚Fair Pay‘ aber ein leeres Versprechen.“
Ein neues Tool
Mit Hilfe des neu eingerichteten Fair Pay Rechners wird die KUPF OÖ bis Ende Juni erheben, wieviel MEHR an Geld es braucht, um angestellte DienstnehmerInnen im Kulturbereich nach dem Fair Pay Schema zu entlohnen. Thomas Diesenreiter, Geschäftsführer der KUPF OÖ und Entwickler des Fair Pay Rechners, erklärt: „Unser Tool ermöglicht es DienstgeberInnen im Kulturbereich ganz einfach auszurechnen, wie hoch die zusätzlichen Kosten für eine Bezahlung nach Fair Pay ausfallen würden. Wir ermutigen alle DienstgeberInnen, mit diesen Zahlen bei den FördergeberInnen vorstellig zu werden und so eine Erhöhung der Förderung einzufordern. Den ersten Anstoß geben wir selbst: mit einer umfassenden Fair Pay Erhebung für Oberösterreich.“
Start der 1. Fair Pay Erhebung Oberösterreich
Von 19. bis 30. 6. sind oberösterreichische Kulturinitiativen nun aufgerufen, ihre Mehrkosten für Fair Pay mit dem Fair Pay Rechner auszurechnen und einzureichen. Die KUPF OÖ sammelt und anonymisiert das statistische Zahlenmaterial, um den politisch Verantwortlichen erstmals die konkrete Finanzierungslücke vorlegen zu können. Diesenreiter abschließend: „Bei dieser Erhebung geht es um wirklich viel und gleichzeitig um eine (theoretische) Selbstverständlichkeit: angemessene Entlohnung. Das Kulturland Oberösterreich muss sich das leisten können.“