Antworten auf 14 Thesen zur Wiener Theaterlandschaft von Kulturstadtrat Mailath-Pokorny

Am Wochenende erschienen Auszüge eines Kommentars von Sabine Kock, als Reaktion auf den Kommentar der Anderen/ DerStandard von Andreas Mailath-Pokorny. Weiter unten finden Sie den gesamten Text von Sabine Kock.

Weitere Dokumente zur Causa:
Der ebenfalls in Teilen zitierte Leserbrief von Gernot Plass ist als Volltextversion hier zu finden: dastag.at/home/

Link zum Kommentar der Anderen von Kulturstadtrat Mailath-Pokorny: derstandard.at/1385169883584/1…

Leserinnenbrief Sabine Kock:

Sehr geehrter Herr Stadtrat!

Im heutigen Standard richten Sie in vierzehn Punkten den Wiener Kulturschaffenden Ihre Argumente für die Sinnhaftigkeit der aktuellen Fördererhöhung der Vereinigten Bühnen um 4,9 Millionen Euro aus und plädieren für eine Fortschreibung der bisherigen Akzentsetzungen Ihrer Kulturpolitik.

Kein Satz Ihrer Ausführungen lässt erkennen, dass eine substantielle Auseinandersetzung mit den von Ihnen selbst eingeleiteten Maßnahmen der Theaterreform inklusive der Ergebnisse der Evaluation 2012 stattgefunden hat.

Dieses systemische Beharren ist symptomatisch für einen kulturpolitischen Apparat, in dem trotz Studien, Maßnahmen, Evaluationen, unabhängigen Gremien (Stichwort Jury Konzeptförderung) parteipolitisch motivierte Entscheidungsfindungen, fortgeschriebene Naheverhältnisse und nach außen hin bündisch wirkende Machtstrukturen sichtbar werden, die nicht mit einer Sachlogik vereinbar sind.

Dass Sie sich für die permanente Anstellung eines Orchesters entscheiden und Mittel dafür einsetzen ist legitim und folgt dem (sozialdemokratischen) Auftrag, die Arbeitsverhältnisse im Kunst und Kultursektor professionell zu behandeln. Es wird dadurch ein Eklat, dass zum einen Unterhaltungsindustrie und Kunst als gleiches verhandelt werden, zum anderen zugleich die Majorität des Sektors zu Bedingungen produziert, die keinesfalls professionelle Arbeitsbedingungen ermöglicht, sondern im strukturell Prekären und sich im gesamten Sektor im juridischen Graubereich bewegt.

Beinahe niemand ist im Freien Sektor angestellt.

Die Produktionsbedingungen erlauben nur selten überhaupt legale Arbeitsverhältnisse.

Freie Theaterschaffende tragen ein hohes Risiko und haben nur in Ausnahmefällen Schutz bei Probenunfällen, Krankheit – Prekarität ist überall.

Hierüber muss endlich in einem grundlegenden Diskurs über nachhaltige Veränderungen, neue Strukturen verhandelt werden – und zwar nicht über die Medien, sondern direkt.

Wir fordern Sie auf, sich diesem Gespräch zu stellen, damit Wien auch in 25 Jahren ein richtungsweisende und vorbildliche Kunst und Kulturstadt sein wird.

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