Bundestheaterkrise:

Tiefgreifender Strukturwandel im gesamten darstellenden Bereich notwendig

Pressemitteilung IG Freie Theaterarbeit, 24. Juli 2014

Professionelle Arbeitsbedingungen für professionelle Theaterarbeit fordert die IG Freie Theaterarbeit seit ihrem Bestehen – insbesondere auch als Anwendungsprinzip in der Kulturförderung. Aber die professionelle Bezahlung von freien darstellenden Künstler_innen und Gruppen wie die Ausstattung von Spielorten der freien Szene in Österreich sind nach wie vor umfassend prekär.
Allein der jährliche Mehrbedarf des Burgtheaters für Indexanpassungen und Einhaltung der Kollektivverträge übersteigt mit ca. drei Mio. Euro den jährlichen Gesamtförderumfang des Bundes für ca. 80-100 freie Projekte und Institutionen.

Der aktuelle Rechnungshofbericht legt offen, dass Holding und Kulturpolitik die Krise der Bundestheater wissentlich mit verursacht haben. Der Bedarf an mehr Budget wächst in den großen Häusern jedoch real weiter.

In ganz Europa finden derzeit Ein- und Umbrüche im Sinn einer grundlegenden Transformation des über 200 Jahre gewachsenen darstellenden Sektors statt.
Es ist also höchste Zeit auch in Österreich kulturpolitisch nicht nur die Bundestheater, sondern den gesamten darstellenden Bereich in Österreich auf in die Zukunft gewandte neue Füße zu stellen.

Außerordentliche Zuwendungen wie die vom Bund gewährten 4,5 Mio. Euro an das angeschlagene Burgtheater und 4,9 Mio. Euro an die Vereinigten Bühnen Wien tragen aktuell signifikant dazu bei, dass die Schere zwischen freier Szene und Großinstitutionen immer weiter aufklafft, ohne dass eine Strukturreform des Sektors in Sicht ist.
In beiden Fällen haben die Beträge einen höheren Gesamtumfang als alle Zuwendungen für freie Gruppen insgesamt im freien Sektor, wo an immer mehr Orten Theaterschaffende zu immer prekäreren Bedingungen arbeiten und selten sozial- und arbeitsrechtliche Standards überhaupt eingehalten werden können.

Der Freie Sektor hat eine Gesamtreichweite von beinahe 50 %, erreicht ein wesentlich diverseres Publikum als die großen Bühnen und erhält bundesweit nicht einmal 10% der Mittel. Ein grundlegendes Umdenken und konkret veränderte Praxis sind jetzt – in dieser Legislaturperiode – notwendig, damit freies Theaterschaffen künftig nachhaltig als innovative und diverse Kraft zur Erneuerung der Performing Arts mitwirken kann.

Grundlegendes Umdenken und Handeln ist jetzt notwendig, damit engagierte freie KünstlerInnen nicht entmutigt aufgeben und abwandern, sondern auch in Zukunft dazu beitragen können, die Entwicklung der darstellenden Künste nachhaltig attraktiv zu halten. Eine grundlegende Neupositionierung ist notwendig, um mit der Begeisterung für das Theater auch neue Publikumsschichten zu erschließen.

Die IG Freie Theaterarbeit fordert die substantielle Aufwertung des freien Theaterbereichs – für freie Gruppen und Institutionen.
Die Arbeit der KünstlerInnen und KulturarbeiterInnen muss endlich nicht nur symbolisch, sondern auch budgetär professionell gewürdigt werden.

Umdenken jetzt!
Professioneller Lohn für professionelle Arbeit!

Richtgagen für den Freien Darstellenden Bereich in Österreich: Richtgagen für den Freien Darstellenden Bereich in Österreich

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