Offener Brief: Impfvorreihung für die Wiener Philharmoniker – Ein Schlag ins Gesicht aller anderen Künstler*innen und Kulturschaffenden

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OFFENER BRIEF
IG Freie Theaterarbeit am 17.04.2021
 
Sehr geehrter Herr Bürgermeister Ludwig,
sehr geehrter Herr Stadtrat Hacker,
sehr geehrte Frau Stadträtin Kaup-Hasler,
sehr geehrter Herr Gesundheitsminister Mückstein,
sehr geehrter Frau Staatssekretärin Mayer,
 
die Nachricht, dass die Wiener Philharmoniker von der Stadt Wien bevorzugt bereits geimpft wurden, ist ein Schlag ins Gesicht aller anderen Künstler*innen in Wien und Österreich.
Dass damit allen anderen – v.a. darstellenden Künstler*innen und Musiker*innen – mehr als deutlich gezeigt wird, dass Menschen – und Kunst – in mehreren Klassen gedacht und und unterstützt werden, macht einen fassungslos. Und eröffnet eine Neiddebatte, die gerade zu dieser Zeit äußerst kontraproduktiv ist.
 
Das Infektionsrisiko in der darstellenden Kunst betrifft sehr viel weniger das Publikum als zu einem viel größeren Maße die Künstler*inenn während des Probens. Wir fordern schon lange, dass Künstler*innen, die proben und miteinander künstlerische Produktionen realisieren, vorrangig geimpft werden. Die Antworten waren immer, es würde streng nach Alter vorgegangen werden. Offenbar nicht! Den Künstler*innen der freien Szene gehen aber die Arbeitsgrundlagen aus, Produktionen werden wegen Perspektivlosigkeit nicht mehr begonnen, fertige Produktionen können nicht gezeigt werden bzw. sind bereits mehrmals verschoben worden und haben immer noch keine fixen Spieltermine. Gleichzeitig sind die Infektionen bei den Gruppen während des Probenbetriebs – trotz starker Präventionskonzepte – Fakt und führen wiederzum zu Unterbrechungen, Verschiebungen, Ausfall.
 
Ist die Arbeitsgrundlage und das Einkommen dieser Menschen, die oft nicht von Häusern und Institutionen geschützt, versichert und getragen werden – weniger wert als – angebliche – Pönalezahlungen von Institutionen? Ein Bärendienst, der hier der Kunst und den Künstler*innen geleistet wurde!
 
Wir fordern daher für alle Künstler*innen, die dies wollen, einen Impfstart ab sofort.

Eine Information noch: Die Akteur*innen, die in der freien Szene aktiv sind, sind zu mehr als 70% weiblich. Die Wiener Philharmoniker weisen lt. Website einen Männeranteil von 86,5% auf.

Mit freundlichen Grüßen
Ulrike Kuner, Geschäftsführerin

Vorstand: Sara Ostertag, Martin Ojster, Barbara Herold, Veronika Glatzner, Inge Gappmaier, Daniela Oberrauch, Charlotta Ruth, Sabine Reiter
 

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Die IG Freie Theaterarbeit wurde 1988 gegründet und ist Mitglied im Kulturrat Österreich. Seit 2018 ist sie Gründungsmitglied und Sitz des Europäischen Dachverbands der freien darstellenden Künste (EAIPA) mit Mitgliedern in derzeit 17 Ländern.

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