Presseaussendung: „Verantwortungen wahrnehmen!“ Ein Kommentar der IGFT aus Anlass der Vorwürfe gegen die Leitung des Theaters in der Josefstadt

PRESSEAUSSENDUNG
IG Freie Theaterarbeit, 20. Dezember 2024

Gestern und heute wurden in vielen Medien Berichte und Meldungen laut, die das Theater in der Josefstadt betreffen. Es geht um massive Vorwürfe von Betroffenen bezüglich der Theaterleitung – die Rede ist von psychischen und physischen Übergriffen über einen langen Zeitraum hinweg.  Es geht aber auch um die Aufarbeitung der seit September im Standard veröffentlichten Berichte von Betroffenen. Hierzu wurde heute der Endbericht der vom Theater beauftragten Kanzlei Dorda veröffentlicht https://www.josefstadt.org/fileadmin/user_upload/Presse/Stellungnahme/20241218_Executive_Summary.pdf

Wir haben ihn intensiv durchgelesen und den Prozess seit September aufmerksam verfolgt, denn leider ist es nicht das erste Mal, dass wir von schwachen und unsicheren Arbeitsumgebungen für Künstler:innen hören.
In diesem Bericht werden viele Vorkommnisse geschildert, die v.a. Ergebnisse der Recherchen des unabhängigen Betroffenenanwalts Wolfgang Renzl / PARLAW sind.
Renzl hat außerdem eine unabhängige Arbeitsrechtlerin beauftragt, um die bei ihm eingelangten 18 Berichte zu begutachten. Dieses Gutachten ist sehr eindeutig und sieht schwere Verfehlungen der Führungsetage. Die Kanzlei Dorda empfiehlt aber nur eher schwammig formulierte Maßnahmen und geht nicht darauf ein, wie die Sicherheit der Mitarbeiter:innen am Haus professionell und unmittelbar bzw. bis zur Übernahme der neuen Direktion durch Marie Rötzer gewährleistet werden kann.

Unser Kommentar: Theater und Produktionen der darstellenden Kunst erfordern von allen Mitwirkenden ganz besondere Vorsicht, Respekt und Einhaltung von Sorgfaltspflichten. Die Arbeit an den gezeigten Inhalten ist körperlich und psychisch immer herausfordernd. Die Arbeit in den strengen und oft sehr steilen Hierarchien mit Projekt- oder Jahresverträgen bedingt eine maximale Abhängigkeit von Direktor:innen und Geschäftsführungen. Fürsorge und Unversehrtheit für alle Mitwirkenden und Mitarbeiter:innen muss daher höchste Priorität haben und von allen Organen gelebt werden – auch von den Aufsichtsorganen. Warum dies so lange nicht ausreichend erfolgt ist, ist unverständlich.

Es braucht entsprechende, abgesicherte Abläufe, die dokumentiert und umgesetzt werden. Dies gilt besonders auch im Fall der Aufarbeitung von Vorfällen. Hier sind alle Organe in der Pflicht, die Künstler:innen und Mitwirkenden zu schützen und zu unterstützen. Es geht schließlich um Menschen, und die Verantwortung für ihre Gesundheit muss oberste Priorität für alle Verantwortlichen sein. Eigentlich müsste eine Aufarbeitung – professionell begleitet – nun wirklich losgehen. Wie eine Verbesserung und Aufarbeitung stattfinden soll, wenn die Leitung dieselbe ist und im Haus bleibt, ist mehr als fraglich – es soll schließlich um einen Kulturwandel gehen, fordert auch der Endbericht!

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Die IG Freie Theaterarbeit ist die Interessengemeinschaft für die freie darstellende Szene Österreichs, wurde 1988 gegründet und ist Mitglied im Kulturrat Österreich. Seit 2018 ist sie Gründungsmitglied und Sitz des Europäischen Dachverbands der freien darstellenden Künste (EAIPA) mit derzeit 23 Mitgliedern in 18 Ländern.

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