IG Freie Theaterarbeit, 7. Februar 2024
Die Umfrage adressierte an sowohl nicht-pensionierte als auch pensionierte Teilnehmer:innen und ergab insgesamt 299 auswertbare Antworten, davon 262 von Nicht-Pensionierten und 37 von Pensionierten. Erschreckend ist, dass die Mehrheit der Befragten am Existenzminimum lebt und sich auch im Alter noch in finanzieller Gefahr sieht; einige Befragte gaben an, trotz eines Lebens in der und für die Kunst gar keine Pension zu erhalten. Gleichzeitig wächst die Angst vor Ausfällen, z.B. durch Krankheit oder Unfälle, oder im späteren Leben nicht mehr ausreichend leistungsfähig zu sein, um weiterhin Einkommen aus aktivem Kunstschaffen zu erwerben.
Besonders besorgniserregend ist die Tatsache, dass viele Befragte sich nicht ausreichend mit dem Thema Altersvorsorge und Pension auseinandergesetzt haben, da sie bereits mit den Schwierigkeiten ihrer aktuellen beruflichen Situation zu kämpfen haben. Künstler:innen und Kulturarbeiter:innen sind oft atypisch und hybrid beschäftigt, was zu unterbrochenen Sozialversicherungszeiten führt und letztendlich zu einem niedrigen oder sogar fehlenden Pensionsanspruch beitragen kann.
Zudem gibt es erhebliche Hürden bei der Informationssuche und -verarbeitung, da viele Betroffene – insbesondere Nicht-Muttersprachler:innen – Schwierigkeiten haben, komplexe Versicherungs- und Pensionsinformationen zu verstehen. Die Umfrageergebnisse verdeutlichen auch, dass Frauen in der Kunstszene besonders stark von finanziellen Herausforderungen und Diskriminierung betroffen sind.
Die IG Freie Theaterarbeit fordert daher Maßnahmen wie längere Versicherungszeiten und höhere Beiträge durch fair definierte und bezahlte Engagements, Mindeststandards der Entlohnung zumindest im geförderten Bereich – oder allgemein die Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens (BGE) oder einer bedingungslosen Grundpension. Es bedarf auch dringend einer Neuordnung der Arbeitslosenversicherung für Selbstständige und Maßnahmen, die zu einer besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf beitragen. Die IGFT arbeitet außerdem an einer Umfrage zur Auswirkung der Honoraruntergrenzen-Empfehlungen seit 2020 auf die Einkommens- und Versicherungssituation der Künstler:innen, welche im März dieses Jahres starten soll.
Deutsch:
Zum Bericht inkl. Executive Summary
Unkommentierte Ergebnisse Nicht-Pensionierte
Unkommentierte Ergebnisse Pensionierte
Englisch:
The report incl. executive summary
Uncommented survey results non-retirees
Uncommented survey results retirees
Ulrike Kuner, Geschäftsführung IGFT:
„Diese Ergebnisse zeigen eindrücklich, dass sich die Künstler:innen und Kulturarbeiter:innen (KA) nicht darauf verlassen können, im Alter eine adäquate Pension zu beziehen. Die Angst vor (Alters)armut ist groß, die unsicheren und hybriden Beschäftigungsverhältnisse tun ihr Übriges, sodass viele Künstler:innen weder kontinuierlich noch in ausreichender Höhe die notwendigen Beitragszahlungen leisten können. Auch in vielen anderen europäischen Ländern beobachten unsere Kolleg:innen ähnliche Verhältnisse. Hier sind v.a. Politik und Fördergeber:innen gefragt, sozial nachhaltige und fair bezahlte Engagements zu forcieren. Ebenso muss aber auch bei den Künstler:innen & KA selbst Bewusstsein für das Thema geschaffen werden. Das Einkommen aus künstlerischer Tätigkeit muss zumindest so hoch sein, dass ausreichend Pensionsbeiträge und -zeiten durch Pflichtversicherung erworben werden können. Faire Beschäftigungen und faire Verträge sind ein Baustein hierfür. Es braucht aber für Künstler:innen & KA auch in der Ausbildung bereits entsprechende Informationsangebote. Wir verdeutlichen noch einmal: Rechtzeitig Pensionsbeiträge zu zahlen, ist wichtig!“
Die IGFT setzt sich aktiv für die Interessen der freien darstellenden Künstler:innen und Kulturarbeiter:innen in Österreich ein und fordert Regierungsmaßnahmen zur Sicherung einer gerechten und nachhaltigen Altersvorsorge und Pension für alle.
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Kontakt für Nachfragen:
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Geschäftsführung: Ulrike Kuner
E-Mail: u.kuner@freietheater.at