Zur Information
Wie wir seit dem 11. September 2024 wissen, wird das Koproduktionshaus brut Wien am derzeitigen Zwischen-Standort in der Nordwestbahnstraße mit Ende Juni 2026 ausziehen und dann als „brut dazwischen“ in St. Marx u.a. in Containern und anderen Spielorten agieren, bis Ende 2027 (avisiert) der neue Standort in St. Marx / Karl-Farkas-Gasse eröffnet werden soll. Die derzeitige künstlerische Leitung beendet ihren Vertrag turnusgemäß ebenfalls mit Ende Juni 2026. Im Herbst 2024 soll daher die neue künstlerische Leitung ausgeschrieben werden, die mit Sommer 2026 offiziell beginnen soll – Vorarbeiten werden vermutlich ab 2025 erfolgen. Zur Info: Der neue Standort ist im Besitz der Stadt Wien, die Förderung für die Renovierung kommt ebenfalls von der Stadt Wien. Das brut Wien war bis 2017 im Künstlerhaus untergebracht und musste im Zuge der dortigen Renovierungsarbeiten ausziehen. Es war danach zwei Jahre nomadisch unterwegs, bis es im jetzigen Zwischen-Standort in der Nordwestbahnstraße unterkam. Der Standort in der Karl-Farkas-Gasse wurde von der Stadt Wien 2020 öffentlich vorgestellt: https://www.derstandard.at/story/2000119938517/koproduktionshaus-brut-wien-bekommt-eigenes-theater-in-st-marx
Außerdem verzögert sich die Besetzung der neuen künstlerischen Leitung des Tanzquartiers Wien, was Auswirkungen auf die künstlerische Programmierung ab der Saison 2025/26 hat und auf die Zusagen zu Koproduktionen/Kooperationen/Gastspielen, die mit entsprechendem Vorlauf stattfinden müssen und außerdem für die Fördereinreichungen bei der Stadt Wien und Bund relevant sind.
Wir erinnern uns, dass es bereits 2017 zu einer ähnlichen Situation gekommen ist, als das TQW ein halbes Jahr geschlossen wurde (Umbauarbeiten) und dazu ohne künstlerische Leitung war. Die Folge war, dass monatelang keine Vorstellungen und auch keine Probe- oder Arbeitsmöglichkeiten für die Künstler:innen und Kompanien stattfanden.
Und es erreicht uns auch die Nachricht, dass der Dschungel Wien im Zuge der baulichen Maßnahmen für das Haus der Geschichte Österreich im Museumsquartier ab 2026 ausziehen muss und frühestens 2028 wieder an den Standort zurückkehren kann. Die Probebühne, Büroräume und das Studio 3 werden den HGÖ zugeschlagen, der Dschungel soll stattdessen unter dem Fürstenhof eine Spielstätte in der Erde und in angrenzenden Gebäudeteilen weitere Büroräume erhalten.
Wohin der Dschungel Wien – und wie lange – interimsmäßig ziehen wird, ist derzeit unklar.
Unser Kommentar
Wir sehen bei allen drei Spiel- und Arbeitsstätten für die freie Szene massive Herausforderungen. Dies betrifft v.a. die Räume und Spielmöglichkeiten, die wegfallen, und deren Alternativen bislang der Szene nicht kommuniziert wurden.
Wir fordern von der Stadt Wien – als Eigentümerin bzw. Hauptfördergeberin aller drei Häuser – und vom BMKÖS – verantwortlich für den Einbau und den Folgeaufwand des „Haus der Geschichte Österreich“ im Museumsquartier – räumliche und personelle Lösungen, die ein professionelles und kontinuierliches Arbeiten für die Künstler:innen und koproduzierenden Kompanien möglich macht.
Wir fordern in allen Fällen eine professionelle räumliche, rechtliche und architektonische Projekt- und Standortentwicklung, die nicht von den betroffenen Häusern selbst geleistet werden muss.
Produktionen dürfen nicht verschoben werden oder entfallen, die kontinuierliche künstlerische Arbeit und ein ununterbrochener Trainings- und Probebetrieb muss abgesichert werden. Die Künstler:innen sind auf funktionierende Infrastrukturen angewiesen, auf verlässliche Spielzeiten und auf ihr Einkommen aus dieser Arbeits- und Spieltätigkeit.
Die Alternativstandorte müssen entsprechend groß, adäquat ausgestattet und erreichbar sein. Standorte weit außerhalb und nicht in Fahrradnähe führen dazu, dass weniger Publikum hinfindet und weniger künstlerischer Austausch stattfindet. Die Standorte trocknen künstlerisch und bezüglich Publikumsakzeptanz aus.
Aus internationalen Erfahrungen wissen wird, dass – wenn die Spielorte für die freie Szene fehlen -, dies auch Auswirkungen auf die anderen existierenden Theater und auf das Publikumsinteresse hat. Viele der dortig arbeitenden Künstler:innen haben ihre ersten Schritte in der freien Szene gemacht bzw. sind weiterhin parallel sowohl an etablierten Häusern wie in der freien Szene beschäftigt.
Wir fordern wiederholt von der Stadt Wien, ein Arbeits- und Probenhaus nach internationalem Standard zu errichten, das den Anforderungen der Szene entspricht und welches unabhängig von kuratorischen Entscheidungen und künstlerischen Leitungen eine dauerhafte Arbeitsstätte bietet und eine durchgehende künstlerische Bespielung garantiert.
Es ist nicht die Aufgabe der freien Szene Wiens, quasi im Alleingang die kulturelle Versorgung mit darstellender Kunst in den wachsenden Außenbezirken zu leisten. Sie muss einen dauerhaften Platz in den inneren Bezirken haben und dort das Angebot der traditionellen Institutionen ergänzen. Die Vernetzungs- und Knotenpunkte liegen in den inneren Bezirken – hierher können Menschen von überall kommen. Wien muss eine lebendige Stadt bleiben, in der klassische kulturelle Angebote und zeitgenössische Formen sich ergänzen und – vor allem – sichtbar bleiben!
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