Jahresbericht 2022 – Ohne Euch kein Uns

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Auch das Jahr 2022 stand bei uns unter dem Motto „Wir lassen euch nicht allein“. Die russische Invasion in der Ukraine, gefolgt von steigender Inflation und anhaltender Ungewissheit durch die Corona Pandemie, haben uns erschüttert. Kunst und Kultur erholen sich erst langsam von den Auswirkungen der Pandemie und kämpfen weiterhin mit Produktionsstau, Krankheiten und unsicheren Produktionsbedingungen. Aber es lassen sich durchaus positive Entwicklungen in der Kunst und Kultur Österreichs verzeichnen: Der Anstieg des Bundeskulturbudgets um 6,5 Mio. Euro mehr für die Freie Szene – gewidmet für Fair Pay -, die auf 4 Mio. Euro angehobenen Mittel für die Einzel-, 1- und 2-Jahresförderungen der freien Darstellenden Kunst der Stadt Wien und die Realisierung bzw. Weiterführung von Arbeitsstipendien in Wien und vielen anderen Bundesländern sind nur einige davon.

Die IGFT begleitete die Künstler:innen und Kulturarbeiter:innen sowie die gesamte Szene über das Jahr und freut sich auch über mehr Spielmöglichkeiten, u.a. auf Festivals und in Sommertheatern. Es wird noch ein wenig dauern, bis sich der durch die Pandemie verursachte Produktionsstau aufgelöst hat, dennoch schauen wir positiv ins nächste Jahr.

Unser Angebot

Mit Stand Dezember 2022 können wir 1.850 Mitglieder verzeichnen, davon 1.223 Frauen. Wir haben insgesamt 1.123 Beratungen durchgeführt – darunter 854 mit Frauen – und 51 Infoveranstaltungen abgehalten, an denen 604 Menschen teilgenommen haben. Wir haben festgestellt, dass die Beratungen wieder sehr viel länger dauern, wir viel personalisierte Informationen geben und insgesamt intensiv mit vielen Einzelfällen zu tun haben. Außerdem haben wir uns endlich wieder auf die Schienen Österreichs begeben können und eine kleine Bundesländertour in Vorarlberg und Tirol gemacht, bei der wir u.a. unsere neuen Kolleg:innen von PERFAS Südtirol kennengelernt haben – mehr dazu unter EAIPA. Termine für weitere Bundesländer werden natürlich folgen.

Auch im IGFTeam hat sich einiges getan: Mit April verließ uns Fachreferentin Julia Kronenberg, die sich nun neuen Herausforderungen bei SMART Coop. Austria widmet. Im Team willkommen heißen durften wir dafür Carina Werthmüller und Valentin Werner, unsere neuen Fachreferent:innen. Dafne Ilhan, die ein Jahr in Vertretung für Stephanie Schwarz bei uns gearbeitet hat, wurde Ende September wieder von ihr abgelöst und widmet sich nun u.a. wieder der Festivalarbeit. Carina ist mit November in den Mutterschutz gegangen und wir freuen uns schon, sie und ihren Nachwuchs im Frühjahr 2023 wieder bei uns begrüßen zu dürfen.

Wie versprochen, haben wir nach dem großen Andrang im letzten Jahr unser Intensivtraining neu ausgelegt: Hot Topics & Cool Solutions erfreute sich 264 Teilnehmer:innen bei 22 Online-Veranstaltungen von September bis Dezember.
Der theaterspielplan.at bekam heuer ein gründliches Makeover. Wir sind derzeit dabei, alle Funktionen und das Design anzupassen und auf die neue Version umzustellen. Auch unsere Online-Proberaumplattform proberaum.freietheater.at wurde fleißig genutzt und wächst weiter. Zudem konnten wir endlich die zirkusinfo.at auf unseren Server holen und arbeiten auch hier an einer Neufassung.

Die gift – zeitschrift für freie theaterarbeit, tanz und performance erschien wie immer viermal jährlich mit einer Auflage von 1.900 Stück. Die gift widmet sich aktuellen Diskursen der darstellenden Kunst, kulturpolitischen Themen und Debatten und berichtet über Veranstaltungen, Festivals und Neuigkeiten der Freien Szene Österreichs sowie über Vereinsinterna der IGFT – und versteht sich auch als offenes Diskussionsforum für Theater-, Tanz- und Zirkusschaffende.

Unser wöchentlich erscheinender Newsletter wurde ebenfalls kompakter und einfacher gestaltet und erhielt einen Zuwachs auf derzeit 4.734 Abonnent:innen. Weiters können unsere Mitglieder auf Vertragsvorlagen und Ermäßigungen bei über 80 Häusern und Festivals in Österreich zurückgreifen. Hinzu kommen zahlreiche Infoblätter und -materialien sowie Broschüren, die auf unserer Website www.freietheater.at frei verfügbar sind.

Mit der IG Theater Tanz Performance Kärnten Koroška besteht seit langem eine Kooperation und IGFT Mitglieder können kostenlos eine Doppelmitgliedschaft bei der IGTTPKK erhalten. Ebenso besteht eine Kooperation mit der IG Kultur Österreich für Personen, die im Bereich zeitgenössischer Zirkus tätig sind. Der Mitgliedsbeitrag muss nur bei einer IG bezahlt werden.

Projekte 2022

vera* – Vertrauensstelle gegen Belästigung und Gewalt in Kunst, Kultur und Sport
Gemeinsam mit Vizekanzler Werner Kogler und StS Andrea Mayer sowie unseren Kolleg:innen des Vereins 100% Sport hat Ulrike Kuner in einer Pressekonferenz Anfang September vera* – Vertrauensstelle gegen Belästigung und Gewalt in Kunst, Kultur und Sport eröffnet. Die Vertrauensstelle ist in einem anderthalbjährigen, intensiven Prozess entstanden, bei dem wir von Anfang an dabei waren und mit unserer GF Ulrike Kuner derzeit auch den Vorstandsvorsitz von vera* – Vertrauensstelle Kunst und Kultur innehaben. Seit September sind (leider) sehr viele Fälle bei vera* gemeldet worden, die von in Gewaltschutz, Psychologie und Recht ausgebildeten Mitarbeiter:innen intensiv betreut werden. Genauere Infos wird es anlässlich der ersten Halbjahres-Bilanz im ersten Quartal 2023 geben.

IG NETZ
Der sehr starke Anstieg der Ansuchen um IG Netz-Zuschüsse, ab dem 2. Halbjahr 2021 auf ca. 1.900 Zuschussmonate pro Halbjahr, lässt darauf schließen, dass die Maßnahmen von Bund und Bundesländern hinsichtlich Fair-Pay gut greifen und sich u.a. in Form von Anstellungen stark auswirken. Der signifikante Anstieg lässt sich auch auf die Mitfinanzierung von sieben Bundesländern (Land Vorarlberg, Land Tirol, Land Steiermark, Land Oberösterreich, Land Kärnten, Land Burgenland, Stadt Wien) zurückführen, die eine gemeinsame Strategie hinsichtlich fairer Bezahlung professioneller Arbeit im Kunstbereich verfolgen. Außerdem bieten Anstellungen Sicherheiten – sowohl für die Künstler:innen wie für die Vereine: Künstler:innen erhalten Leistungen aus den österreichischen Sozialversicherungssystemen wie Arbeitslosengeld, Krankengeld ab dem 1. Tag, Zugang zu Umschulungs- und Weiterbildungsmaßnahmen – usw. Und die Vereine befinden sich auf rechtlich sicherem Boden und müssen Prüfungen und Strafzahlungen durch die ÖGK nicht fürchten.
Für Anstellungen im 2. Halbjahr 2021 und 1. Halbjahr 2022 wird ein Auszahlungsvolumen von
€ 774.241,56 erreicht. Hiervon trägt der Bund € 671.796,64 und die mitfinanzierenden Bundesländer gemeinsam € 102.444,92. Und es ist dem BMKÖS noch gelungen, eine Zusatzfinanzierung für die Auszahlungen im Dezember 2022 in Höhe von € 100.000 zur Verfügung zu stellen! Ohne Restmittel aus Vorperioden und dieser Zusatzfinanzierung wären die Zuschusshöhen jetzt stark reduziert gewesen.
Wir arbeiten bereits mit Hochdruck an einem höheren IG Netz Budget für 2023, da wir auch weiterhin eine starken Trend zur Anstellung von Künstler:innen beobachten – was wir sehr begrüßen!

ACT OUT
Mit ACT OUT, dem Tour- und Residency-Förderprogramm (gefördert vom BMEIA) konnten auch 2022 wieder internationale Arbeits- und Auftrittsmöglichkeiten gefördert werden. Insgesamt 14 Gruppen aus den Bereichen Theater, Kinder- und Jugendtheater sowie Zirkus waren u.a. in der Schweiz, Frankreich, Deutschland, Italien, Kroatien und Slowenien unterwegs. Über die ACT OUT Online Plattform können österreichische Kulturforen und Botschaften aus der ganzen Welt Teaser von Produktionen ansehen und für Streaming-Vorführungen auswählen. Seit diesem Jahr gibt es ebenfalls einen Newsletter für ACT OUT News, der zweimal jährlich erscheint. Der internationale Newsletter informiert Kulturforen, Festivals und Interessierte darüber, welche österreichischen Gruppen mit einer ACT OUT Förderung unterwegs sind und welche neuen Videos auf die Online Plattform hochgeladen wurden. Anmelden kann man sich hier. Die Antragsformulare für 2023 wurden bereits hochgeladen, Anträge sind daher ab sofort möglich – nun auch auf Englisch!

Umfragen & Statistiken: Mitmachen!
Die IGFT hat es sich als demokratisch legitimierte Interessensvertretung der freien darstellenden Künstler:innen Österreichs zur Aufgabe gemacht, regelmäßig Zahlen und Daten zu erheben, um die Ergebnisse in konkrete Bedürfnisse umzuformen und an die Kulturpolitik heranzutragen. 2022 haben wir Umfragen zu den Arbeitsbedingungen zeitgenössischer Zirkuskünstler:innen in Österreich sowie zu den Arbeitsbedingungen in Sommertheatern und bei Festivals durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen, dass sich festgefahrene Strukturen nur schwer ändern lassen bzw. teilweise noch gar keine bestehen.  Weitere Umfragen werden gerade erstellt, darunter eine zu Alterspension und -vorsorge freier darstellender Künstler:innen in Österreich, die bald veröffentlicht wird.

Wir möchten die Künstler:innen und Kulturarbeiter:innen an dieser Stelle auch noch einmal einladen, an unseren Umfragen teilzunehmen. Sie liefern sehr wertvolle Informationen und Erkenntnisse über Probleme und Schwierigkeiten, zu denen wir – gemeinsam mit dem entsprechenden politischen Gegenüber – Lösungen erarbeiten wollen. Für ein besseres (Arbeits-)Leben und mehr Absicherung der freischaffenden Künstler:innen und Kulturarbeiter:innen.

Politik

Fairness Codex & Fairness Catalogue
Ein weiterer Meilenstein in der österreichischen Kulturlandschaft ist uns ebenfalls mithilfe des BMKÖS gelungen: StS Andrea Mayer hat gemeinsam mit Ulrike Kuner u.A. den „FAIRNESS CODEX – Kunst und Kultur in Österreich“ im Mai präsentiert.

Pressemitteilung BMKÖS: Mit dem Codex erhält die österreichische Kunst- und Kulturszene erstmals einen festgeschriebenen Kooperationsstandard, der den Weg für mehr Fairness im Kulturbereich bereiten soll. Das Dokument ist ein wichtiges Zeichen des fairen, sozialen und nachhaltigen Miteinanders und soll damit die Resilienz des gesamten Kunst- und Kulturbereichs stärken. Gleichzeitig trägt der Fairness Codex zur besseren Sichtbarkeit und Bewusstseinsbildung für das Thema Fairness in Kunst und Kultur in der Öffentlichkeit bei.

Der „FAIRNESS CODEX – Kunst und Kultur in Österreich“ wurde auf Initiative der IGFT von der „Fokusgruppe Fairness Codex“, bestehend aus Vertreter:innen des Bundes, der Bundesländer und Interessensgemeinschaften in einem einjährigen partizipativen Prozess erarbeitet.

Wir bei der IGFT haben daraufhin gemeinsam mit der Gruppe „Ethical Code of Conduct“ der Wiener Perspektive einen neuen Prozess gestartet, in dem die Anwendungsmöglichkeiten der vier Kernpunkte Nachhaltigkeit, Transparenz, Diversität und Respekt & Wertschätzung ausgearbeitet wurden. Dieser Fairness Catalogue befindet gerade in der Finalphase und wird so bald wie möglich zweisprachig (D/E) veröffentlicht.

Fair Pay
Mitte Juni unterzeichneten die österreichischen Gebietskörperschaften öffentlich die gemeinsame Fair-Pay-Strategie 2022. Diesen Schritt begrüßen wir sehr, da sich erstmals alle Bundesländer, Städte und der Bund gemeinsam zu einer besseren Bezahlung von Künstler:innen und Kulturarbeiter:innen bekennen und zumindest im öffentlich geförderten Bereich entsprechende Maßnahmen unternehmen wollen.

Erhöhungen der Budgets für Kunst und Kultur ermöglichten auch einige neue Ausschreibungen, Arbeitsstipendien und den Fair-Pay-Zuschuss des BMKÖS. Hierbei wird mittels Fair-Pay-Datenblatt der Ist- und Soll-Zustand ermittelt und – entsprechend der prozentualen Förderanteile des Bundes – von diesem ausgeglichen. Wir wissen, dass diese Neuberechnungen teilweise schwierig waren und nicht immer das erwartete Ergebnis erbracht haben. Aber der Prozess btr. Fair Pay wird sowohl auf Bundes- wie auf Bundesländer-Ebene weitergeführt und bringt hoffentlich eine bessere Abstimmung – und mehr Geld für die einzelnen Akteur:innen. Wir bleiben jedenfalls dran; für 2023 hat das BMKÖS insgesamt für die freie Szene aller Sparten jedenfalls mehr als € 9 Mio ausschließlich für Fair Pay zur Verfügung.

Neue Honoraruntergrenzenempfehlungen
Mit dem Einreichtermin bei der Stadt Wien für Einzelförderungen im September konnten wir in Abstimmung mit der Wiener Perspektive „Working Conditions Group“ neue Honoraruntergrenzen formulieren. Die Honoraruntergrenzen sind eine unverbindliche Empfehlung für die Bezahlung von Akteur:innen im Bereich der darstellenden Kunst, die aus öffentlichen Mitteln der Stadt Wien gefördert wird.

Die Empfehlung zur Honoraruntergrenze liegt nun für Proben, Arbeits- und Vorbereitungszeiten bei € 174 pro Tag (8 Stunden), für Künstler:innen mit mehr als fünf Jahren Berufserfahrung bei € 204 pro Tag. Für die ersten 2 Vorstellungen sollten mind. € 350, bei mehr als 2 Vorstellungen ab der 3. Vorstellung min. € 200 pro Vorstellung berechnet werden. Die HNUs können für alle Beteiligten in künstlerischen Teams – sowohl für selbstständig Tätige als auch für in Anstellung Arbeitende eingesetzt werden. Aufgefallen ist uns, dass die Honoraruntergrenzen oft als Berechnungsgrundlage für Fair Pay herangezogen werden. Daher möchten wir erneut darauf hinweisen, dass es sich bei diesen Empfehlungen um eine Untergrenze – nicht um Fair Pay – handelt. Dadurch sollen Mindeststandards eingeführt und auf ihnen aufbauend faire Bezahlung berechnet werden.

Projekt „Systemcheck“/D
In ihrer Doppelfunktion als Präsidentin vom Europäischen Dachverband der freien darstellenden Künste (EAIPA) und als Geschäftsführerin der IGFT wurde auch Ulrike Kuner in den Beirat von „Systemcheck“ eingeladen. „Systemcheck“ ist ein Projekt unserer Kolleg:innen des Bundesverbands Freie Darstellende Künste in Deutschland und erforscht die reale Arbeitssituation und soziale Absicherung von Solo-Selbstständigen und Hybrid-Beschäftigten in den darstellenden Künsten, um entsprechende politische Handlungsempfehlungen zu entwickeln. Im Rahmen dieses Forschungsprojektes werden drei Diskussionspapiere zu Studien sowie bis zu zwölf essayistische Themendossiers online veröffentlicht. Sowohl Ulrike Kuner als auch Esther Baio (Projektleitung EAIPA) haben bei verschiedenen Veranstaltungen mitgewirkt:  Ulrike stellte in ihrem Impulsvortrag auf der Fachkonferenz „Verbindungen fördern“ am 30.09.22 die Profi-Jury der Stadt Wien als ein Beispiel für alternative Juryverfahren vor. Außerdem erläuterte sie deren Auswirkungen auf Förderungen, Kunstschaffende und ihre Arbeitsbedingungen. Ihren spannenden Impuls könnt ihr hier anschauen: https://bit.ly/3BiyYwd.
Esther Baio war während des Online-Workshops „Social Security for the Performing Arts in Europe“ am 31.08.222 als Expertin für den Think Tank „Retirement“ eingeladen und nahm auch an der Abschlusskonferenz von Systemcheck im November in Berlin teil.

Die Expertise von Ulrike Kuner und Esther Baio floss ebenfalls in die Studie “In search of fair systems. Examining social security for artists in Europe” mit ein (Auswahl der Länder und die Vermittlung von Expert:innen in andere Länder), an der sie für Österreich als Interviewpartnerinnen teilnahmen.
Im nächsten Jahr wird es einen großen Artikel über das österreichische Sozialversicherungssystem für freischaffende darstellende Künstler:innen in der Abschlusspublikation geben, u.a. mit dem IG Netz als Best-Practice-Beispiel.

EAIPA – European Association of Independent Performing Arts

Der Europäische Dachverband der freien darstellenden Künste wurde 2018 gegründet und hat den Sitz im Büro der IGFT in Wien. Unsere GF Ulrike Kuner ist Präsidentin des Vereins mit Mitgliedern aus derzeit 17 Ländern. Die internationale Vernetzung und Arbeit macht uns sehr viel Spaß und ergänzt vor allem unsere politische Arbeit auf Bundes- und Bundesländerebene in Österreich. Ganz nach dem Vereinsmotto #StrongerTogether lernen wir viel von den Strukturen und Arbeitsformen unserer Partnerorganisationen in ganz Europa.

Im Jänner verfassten wir einen offenen Brief an den slowenischen Kulturminister zu Funding cuts for contemporary art structures in Slovenia, in dem wir unsere Besorgnis gegenüber den Förderungskürzungen ausdrückten und eine Widerherstellung der Strukturen für freie darstellende Künstler:innen und Organisationen forderten.
Im März veranstalteten wir die hybride Konferenz WALK THE LINE – Fairness for the Independent Performing Arts in Europe, zu der erfreulicherweise einige unserer Members persönlich nach Wien reisten. Der persönliche und digitale Austausch hat uns einige Anstöße für Fair Pay & Fair Play gegeben, die im anschließenden Bericht zusammengefasst wurden. Die Konferenz kann hier nachgeschaut werden.

Mit Beginn der Invasion in der Ukraine hat das ProEnglish Theatre aus Kiew mit uns Kontakt aufgenommen, mit dem wir seitdem in regelmäßigem Austausch stehen. Das einzige englischsprachige Theater in der Ukraine befindet sich in einem Keller und hat sich mit Ausbruch des Krieges zu einem Bombenschutzbunker (‚Art Shelter‘) umfunktioniert. Trotz des Krieges arbeiteten die mutigen Künstler:innen weiter, veröffentlichten neue Stücke digital und bekamen im Sommer 2022 sogar die Möglichkeit, Gastspiele in anderen Ländern live durchzuführen. Hier sind Möglichkeiten zur Unterstützung des Theaters aufgelistet.

Im Juni veranstaltete EAIPAs tschechische Mitgliederorganisation Asociace nezávislých divadel ČR ebenfalls eine hybride Konferenz zu Hot Topics in the Independent Performing Arts Scene in Europe. Mitte Oktober fuhren wir zur außerordentlichen Generalversammlung EAIPAs nach Sofia, Bulgarien, wo die bulgarische Mitgliederorganisation ACT – Association of Independent Performing Arts uns im Rahmen des ACT Festivals die Möglichkeit gab, EAIPA vorzustellen. In drei Working Sessions und einem Board Meeting haben wir internationales Wissen ausgetauscht, das in die weitere Arbeit einfließt. In der außerordentlichen GV wurden u.a. zwei neue Arten der Mitgliedschaft beschlossen: Peer Member und Urgent Member. So konnte EAIPA gleich drei neue Mitglieder aufnehmen: Theatre Forum aus Irland als Full Member; PERFAS South Tyrol als Peer Member und das ProEnglish Theatre aus Kiew als Urgent Member.

Fairness in Focus
Dabei konnten wir auch die nächste Eventreihe EAIPAs planen: Fairness in Focus besteht aus vier Events zu den Themen

  • 10.11.2022: funding structures / 14 – 16 h CET
  • 19.01.2023: social insurance systems / 14 – 16 h CET
  • 09.03.2023: minimum fee recommendations & fair pay / 14 – 16 h CET
  • 11.05.2023: intermittency systems / 14 – 16 h CET

Die erste Onlineveranstaltung hat bereits im November stattgefunden und ist auf großen Anklang gestoßen. Im Anschluss wurden Policy Recommendations on Funding Structures for the Independent Performing Arts in Europe veröffentlicht.
Auch für EAIPA gibt es einen neuen Newsletter, der zweimal jährlich veröffentlicht wird. Hier geht’s zur Anmeldung.

Ausblick 2023: „Rituale ändern: grün, gemeinsam, gescheit“

Das neue Jahr wird bei uns ganz im Zeichen der ökonomischen, ökologischen und sozialen Nachhaltigkeit stehen. Mit der gift 03/2022 konnten wir die erste umweltfreundliche Zeitschrift der IGFT herausgeben, was wir natürlich fortführen werden. Auch unsere Büroabläufe und -ressourcen werden im nächsten Jahr grün werden. Gleichzeitig werden wir auch recherchieren, wie darstellende Künste umweltfreundlicher gestaltet werden können und entsprechende Infoveranstaltungen anbieten.
Geplant ist bereits ein neues Intensivtraining für Berufseinsteiger:innen, das voraussichtlich im Frühjahr 2023 stattfinden wird. Außerdem werden wir gemeinsam mit den Fördergeber:innen und anhand der Vorschläge des Fairness Catalogue den Fairness Codex umsetzen und Handlungsempfehlungen herausgeben.

Ein großes Dankeschön!
Es ist Zeit, danke zu sagen! Danke dem gesamten Team der IGFT, die auch dieses Jahr ihr Bestes gegeben haben, neue Herausforderungen gesucht und gefunden haben und unser Angebot ständig erweitern: Patrick Trotter, Stephanie Schwarz, Barbara Stüwe-Eßl, Carina Werthmüller, Valentin Werner, Winona Bach, Esther Baio, Christian Keller, Camille Chanel und auch Julia Kronenberg und Dafne Ilhan, denen wir alles Gute wünschen.

Herzlichen Dank auch den Vorstandsmitgliedern der IGFT, die uns unterstützen und mit ihren Positionen die IGFT immer bereichern: Sara Ostertag, Veronika Glatzner, Inge Gappmaier, Barbara Herold, Daniela Oberrauch, Hannes M. Saghy, Charlotta Ruth, Sabine Reiter.

Ein herzliches Dankeschön an unsere Fördergeber:innen für die große Unterstützung, Sicherung und Mitfinanzierung unserer Arbeitsplätze und das offene Ohr für unsere Forderungen und Anliegen: Dem BMKÖS – Bundesministerium für Kunst, Öffentlichen Dienst und Sport, der Stadt Wien/Abteilung Kunst und Kultur, der LSG / ÖSTIG – Österreichische Interpretengesellschaft für die Unterstützung unserer Service- und Beratungsleistungen sowie dem BMEIA – Bundesministerium für Europäische und internationale Angelegenheiten für die Bereitstellung der finanziellen Mittel für das ACT OUT – Tour- und Residency-Förderprogramm. Herzlichen Dank auch an das Land Vorarlberg, Land Tirol, Land Steiermark, Land Oberösterreich, Land Kärnten, Land Burgenland und die Stadt Wien für die Mitfinanzierung des IG Netz, gemeinsam mit dem BMKÖS.

Auch bei den Medien und ihren Redakteur:innen möchten wir uns wieder herzlich bedanken für das Interesse, die Nachfragen, das Aufnehmen unserer Anliegen allen voran dem ORF, Ö1, Falter, Der Standard. Ihre Artikel und Meldungen machen auf die freischaffende Szene und ihre Akteur:innen aufmerksam und geben ihren Anliegen noch mehr Gewicht.

Ein besonders großes Danke gilt unseren Mitgliedern: Euer Vertrauen ist das Rückgrat der IGFT – Ohne Euch kein Uns! Euer Feedback, all die lieben Bewertungen, Nachrichten und E-Mails geben auch uns Halt und Kraft, unseren Weg fortzusetzen, um eure Arbeitsbedingungen in der freien darstellenden Szene Österreichs nachhaltig zu verbessern. Danke für all eure Ideen und Anregungen, eure Teilnahme und netten Gesichter bei unseren Infoveranstaltungen.

Ulrike Kuner, Geschäftsführung IGFT: „Es war ein spannendes 2022 mit vielen Änderungen, neuen Möglichkeiten und Perspektiven. Wieder einmal hat sich gezeigt, dass wir gemeinsam überzeugen können und die konkreten Erfahrungen der Künstler:innen und Kulturarbeiter:innen wichtig sind, um auf politischer Ebene Aufmerksamkeit, Änderungen und Verbesserungen zu erreichen. Fair Pay und faire Arbeits- und Vertragsbedingungen sind als Themen nun fest in der politischen Agenda verankert und werden weitere Auswirkungen haben. Wir freuen uns auf alle eure Informationen und Anregungen, die bei uns auf offene Ohren stoßen. Ohne Euch kein Uns – das führen wir auch 2023 fort!“

Wir wünschen euch frohe Feiertage und einen guten Start ins neue Jahr 2023!
Ulrike Kuner, Geschäftsführung mit Team und Vorstand

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Die IG Freie Theaterarbeit wurde 1988 gegründet und ist Mitglied im Kulturrat Österreich. Seit 2018 ist sie Gründungsmitglied und Sitz des Europäischen Dachverbands der freien darstellenden Künste (EAIPA) mit Mitgliedern in derzeit 17 Ländern.

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