Der Jahresbericht 2024 zum Download als PDF.
Unter dem Motto „Blick zurück, Blick nach vorn“ ist die IGFT 2024 erneut in den intensiven Diskurs mit Player:innen der Szene sowie Politik und Verwaltung getreten. Mit handfesten Daten aus unseren Umfragen haben wir weitere Einsichten in die Arbeitsbedingungen und -realitäten der Szene erhalten, die unser Ziel einer guten sozialen Absicherung der hybrid tätigen Künstler:innen unterstützen. Die Nationalratswahl 2024 hat gezeigt, dass es wichtig ist, klare Positionen zu vertreten und zusammenzuhalten. Es war ein aufregendes und anstrengendes Jahr, das wir mit viel Tatkraft beenden und uns für 2025 rüsten.
Aktivitäten
Im Februar veröffentlichten wir die Ergebnisse einer umfassenden Umfrage zur Altersvorsorge und Pension von freien darstellenden Künstler:innen und Kulturarbeiter:innen in Österreich (auf Deutsch und Englisch). Die Ergebnisse sind alarmierend: Die Situation der Künstler:innen und Kulturarbeiter:innen ist immer noch prekär. Inwiefern sich die Bemühungen der Politik und Fördergeber:innen und spürbare Budgeterhöhungen auswirken, wird sich noch zeigen. Erschreckend ist, dass die Mehrheit der Befragten am Existenzminimum lebt und sich auch im Alter noch in finanzieller Gefahr sieht; einige Befragte gaben an, trotz eines Lebens in der und für die Kunst gar keine Pension zu erhalten.
- Bundesländertour Graz/Stmk + Klagenfurt/Kärnten-Koroška
Wir waren auch wieder in den Bundesländern – diesmal in der Steiermark und Kärnten-Koroška. Dort konnten wir uns intensiv mit Künstler:innen und Politiker:innen vor Ort austauschen. Es ging um Förderungen, Entscheidungssysteme, Fair Pay und Kulturstrategien. In Klagenfurt haben wir außerdem Vertreter:innen des Landes Kärnten und der Städte Villach und Klagenfurt getroffen. Dort steht die freie Szene vor großen Herausforderungen aufgrund des eingeschränkten Budgethaushalts. Es gibt aber auch Erfreuliches, wie die neuen Proberäume K1 und die vielen Anstellungsmonate, die beim IG Netz aus Kärnten eingereicht wurden. Im Dezember waren wir ad hoc bei einem Runden Tisch im Rathaus in Graz, denn auch dort stehen für 2025 massive Kürzungen an.
Die IGFT veröffentlichte im Juni einen Appell an Dienstgeber:innen, da uns in unserer Beratungstätigkeit immer wieder Komplikationen mit Künstler:innen aus Drittstaaten begegnen. Dies kann aktiv vermieden werden, wenn sie vor dem Beschäftigungsverhältnis ausreichend über Pflichten und Möglichkeiten aufgeklärt werden.
Im Juni veröffentlichte die IGFT gemeinsam mit weiteren Interessengemeinschaften aus Kunst und Kultur und der gewerkschaftlichen Initiative vidaflex einen offenen Brief an die Regierung, um auf die atypischen und hybriden Beschäftigungsverhältnisse für Künstler:innen und Kulturarbeiter:innen aufmerksam zu machen. Gefordert wurden neue Lösungen für diese Berufsgruppe, um sie durchgehend sozial absichern zu können. Nachdem auf ein im vorherigen Jahr veröffentlichtes Positionspapier keine ausreichenden Schritte folgten, erwies sich ein erneuter Appell als notwendig.
Ein weiterer Appell an die Dienstgeber:innen thematisierte die immer noch gängige Praxis, Künstler:innen tageweise anzustellen, wodurch ihnen eine Reihe von sozialversicherungsrechtlichen Nachteilen entstehen. Dies wurde ebenfalls von unserem Beratungsteam als häufiges Thema in den Gesprächen mit unseren Mitgliedern dokumentiert.
Mit Sicht auf die Nationalratswahl im September 2024 veröffentlichte der Kulturrat Österreich – bei dem auch die IGFT Mitglied ist Forderungen für die zukünftige Kulturpolitik. Darunter fällt u. a. die Absicherung der ökonomischen Basis, aber auch die Stellung von Kunst und Kultur als antiautoritäre und auf Missstände hinweisende Institution, die einen Gegenpol zu Diskriminierung und Nationalismus bildet.
Die IGFT forderte im Anschluss eine klare politische Positionierung zur Stärkung der freien Kunst- und Kulturszene in Österreich. Die nachhaltige Absicherung der freien Szene und ihrer Menschen kann nur mit Erhöhung der Förderungen, Verbesserung der Raumsituationen und Stärkung der sozialen Absicherung auch in atypischen Beschäftigungsverhältnissen eingehen.
Da das Koproduktionshaus brut Wien im Juni 2026 aus seinem Zwischenstandort ausziehen muss, wird es bis zum avisierten Öffnungsdatum des neuen Standorts in St. Marx voraussichtlich keinen zwischenzeitlich durchgehend bespielbaren Standort finden.
Hinzu kam die Verzögerung der Neubesetzung der künstlerischen Leitung des TQW mit Auswirkungen auf die Spielzeit 2025/2026. Auch der Dschungel Wien muss aus seinem Standort im MQ ab 2026 ausziehen und soll erst 2028 unter dem Fürstenhof eine Spielstätte erhalten. Es gibt bisher keine Lösung für den Zeitraum dazwischen. Die IGFT veröffentlichte daher einen Kommentar, in dem sie auf die massiven Herausforderungen für die freie Szene hinwies, da diese drei Spielstätten zentrale Orte für die Tanz-, Performance- und Jugendtheaterszene darstellen. Die IGFT fordert ein professionelles Standort- und Projektentwicklungsmanagement, welches Umbau- und Interimslösungen von Anfang an professionell begleitet.
Im Anschluss an die Nationalratswahl im September 2024, bei der die FPÖ zum ersten Mal stärkste Partei wurde, war es notwendig, einen Aufruf zu starten, da die Zukunft des Kunst- und Kulturstandorts Österreich durch nationalistische Politik in Gefahr kommt.
Die Wirkung der 2020 eingeführten Honoraruntergrenzen-Empfehlungen (HUG) wurde in den Ergebnissen unserer Umfrage vom Mai 2024 deutlich. Die HUG wurde von den Befragten als richtungsweisend und positiv aufgenommen und hat sich als „starkes Verhandlungsrückgrat“ der Künstler:innen etabliert. Sie ist nun über Wien hinaus in die Gebietskörperschaften als Standard der Szene etabliert. Herausforderungen gibt es im Berufsalltag v. a. bei dicht angesetzten Probezeiten. Die Produktionsabläufe befinden sich in einem Umbruch und werden von der IGFT weiterhin aufmerksam verfolgt.
In einem offenen Brief vom 25.11.24 drückt das Kärntner Kulturgremium Besorgtheit angesichts der drohenden Einsparungen in der Klagenfurter Kulturszene aus und warnt vor einem „kulturellen Kahlschlag“. Die IGFT unterstützt diesen Brief und fordert die Entscheidungsträger:innen auf, einen klaren Maßnahmenplan vorzulegen, der die kulturelle Vielfalt und den Wirtschaftsfaktor Kultur schützt. Bei einem Förderstopp droht vielen Spielstätten und Kulturinitiativen die Schließung, wodurch die Künstler:innen und Kulturarbeiter:innen ihre Lebensgrundlage verlieren würden. Die IGFT wird die Situation verfolgen und über weitere Schritte berichten.
- Kooperation mit den Bundestheatern
Die Kooperation mit den Bundestheatern sieht vor, uns bezüglich der Beschäftigungssituation und -konditionen der Gastkünstler:innen an Staatsoper, Burgtheater und Volksoper auszutauschen und Verbesserungen zu erzielen. 2024 erfolgten etliche Treffen mit Verantwortlichen der Bundestheater-Holding, von Burgtheater, Staatsoper und Volksoper, und es wurden v. a. Vertragsformulierungen und Honorare bzw. Beschäftigungsverhältnisse wiederholt diskutiert. Diese Kooperation ist in der Ziel-Leistungsvereinbarung der Bundestheater formuliert. Langsam kommt es zu einer Verbesserung für die Künstler:innen – v.a. Tänzer:innen, Puppenspieler:innen und Akrobat:innen werden beschäftigt –, aber es bleiben noch etliche Punkte zur weiteren Bearbeitung offen.
- Mitarbeit an der Theaterarbeitsgesetz (TAG) – Novelle
Am 11. Juli ist offiziell das TAG (Theaterarbeitsgesetz) mit Erneuerungen im Nationalrat beschlossen worden. Diese werden im Jahr 2025 schlagend. Ein paar Änderungen, auf die wir hinweisen möchten: Eine Voraussetzung für die Ausstellung von reinen Gastverträgen ist unter anderem eine überdurchschnittliche Bezahlung. Die Berechnung der überdurchschnittlichen Bezahlung wird nun klar definiert – sowohl bei Theatern mit Ensembles und KVs als auch bei Theatern ohne KVs. Vor und in der Corona-Zeit hat dieser Punkt für einige Schwierigkeiten gesorgt, da viele Gastverträge ohne entsprechende Basis ausgereicht wurden, Gastverträge aber eine geringere Sicherheit für die Künstler:innen darstellen (gegenüber regulären Anstellungen). Definiert wurde außerdem, wer für die Agenturprovision aufzukommen hat: Sie liegt zur Hälfte auf Seiten der Veranstalter:innen.
Bei der Änderung des TAG war die IG Freie Theaterarbeit von Anfang an maßgeblich beteiligt. In intensiver Zusammenarbeit mit Fachreferent:innen aus dem BMKÖS, dem Bundesministerium für Soziales und dem Arbeitsministerium wurde über einen Zeitraum von fast zwei Jahren an diesen Änderungen gearbeitet. Die IGFT steuerte dabei ihre Expertise im Bereich der freien darstellenden Kunst bei und setzte sich dafür ein, dass das TAG möglichst zu Gunsten der freischaffenden darstellenden Künstler:innen angepasst wird. Da in diesem Prozess unterschiedlichste Interessensgruppierungen vertreten waren, wurde letztendlich eine Kompromisslösung erwirkt, die nichtsdestotrotz gegenüber dem vorhergegangenen Status Quo eine Verbesserung darstellt.
- Presseaussendung: „Verantwortungen wahrnehmen!“ Ein Kommentar der IGFT aus Anlass der Vorwürfe gegen die Leitung des Theaters in der Josefstadt[1]
In vielen Medien wurden Berichte und Meldungen laut, die das Theater in der Josefstadt betreffen. Es geht um massive Vorwürfe von Betroffenen bezüglich der Theaterleitung – die Rede ist von psychischen und physischen Übergriffen über einen langen Zeitraum hinweg. Es geht aber auch um die Aufarbeitung der seit September im Standard veröffentlichten Berichte von Betroffenen. Die IGFT hat hierzu vor Weihnachten einen Kommentar veröffentlicht.
[1] Nachtrag, eingefügt am 15.01.2025
Projekte & Veranstaltungen
Um mehr Aufmerksamkeit auf den Fairness Katalog und seine praktische Umsetzung zu lenken, starteten wir 2024 mit der Online-Veranstaltungsserie „Auf Augenhöhe – Zusammenarbeit mit dem Fairnesskatalog“. Im Mittelpunkt steht dabei mehr Fairness im Arbeitsalltag von Theater-, Tanz-, Performance- und Zirkusschaffenden zu erreichen. Jedem Kapitel des Fairness Codex und des Fairnesskatalogs widmen wir dafür eine eigene Online-Veranstaltung, in welcher Expert:innen und Künstler:innen zu Wort kommen. Zum Auftakt im April berichtete Choreograf Alexander Gottfarb in „Respekt & Wertschätzung“, wie er den Fairnesskatalog in seine Arbeit einbindet und so mehr Respekt in der Zusammenarbeit fördert. Im Juni war Regisseurin Mechthild Harnischmacher zum Kapitel „Nachhaltigkeit“ zu Gast und berichtete über ihre Bemühungen, Theaterproduktionen von Beginn an nachhaltiger und ökologischer aufzustellen. Zum Thema „Vielfalt“ war Kuratorin Elisabeth Bernroitner zu Gast und sprach mit uns darüber, wie diskriminierungsarme Zusammenarbeit in der Kunst funktionieren kann. Zum Abschluss der Reihe findet im ersten Quartal 2025 noch die letzte Veranstaltung zum Kapitel „Transparenz“ statt. Alle Veranstaltungen von „Auf Augenhöhe“ sind für Mitglieder auch als Aufzeichnung zum Nachsehen oder -hören verfügbar.
Angeregt durch die Pensionsumfrage der IGFT im Jahr 2023 widmeten wir uns im Frühjahr in der Veranstaltungsreihe „Golden Years“ den großen Themen Altersvorsorge und Pension.
Die Reihe diente der Aufklärung und Wissensbildung und war vor allem konzipiert für Künstler:innen, die vorwiegend in der darstellenden Kunst freischaffend tätig sind. Wir wollten Strategien vermitteln, die den Aufbau einer finanziellen Planung und die Bildung einer langfristigen Perspektive auf die eigene Lebens- und Arbeitssituation ermöglichen. Die Veranstaltungen zu Themen wie Finanzplanung, Pension, Geldanlage, Elternschaft und Transition/Karriereentwicklung stießen unter unseren Mitgliedern auf großes Interesse. Vor allem das Thema „Transition“ bat einige gute Denkanstöße und wird auch zukünftig aufgegriffen und vertieft werden.
Nachdem der erste Branchentreff im September 2023 auf sehr positive Resonanz gestoßen war, kam die IGFT gerne dem Wunsch der Szene nach und veranstaltete auch heuer ein Treffen in Wien. Dort konnten wir Erkenntnisse aus unserer Tätigkeit im letzten Jahr sowie unsere Umfrageergebnisse, aber auch neue Projekte – wie etwa die zirkusinfo.at – präsentieren. Sehr beliebt war wieder das Speeddating, für das sich verschiedene Veranstalter:innen und auch die Kurator:innen aus Wien zur Verfügung gestellt haben. Das Datum für den nächsten Branchentreff steht schon: 24.09.2025 – Save the Date!
Im Herbst folgten dann gleich zwei Fortsetzungen von Online-Informationsserien, die wir aufgrund ihres großen Erfolgs wiederaufnahmen. Das „BOOT CAMP express“ richtete sich an junge Absolvent:innen künstlerischer Ausbildungen und leistete vor allem Orientierungshilfe für den Berufseinstieg zu Themen wie Jobakquise, Sozialversicherung, Arbeitsverhältnisse und Projektplanung. Eine Fortsetzung 2025 ist schon geplant.
Mit dem „BOSS CAMP kompakt“ führten wir eine Reihe fort, die Personen mit Leitungsverantwortung, die vorrangig in der freien Szene tätig sind, das nötige Wissen gibt, um ihre Kompetenzen zu stärken und künstlerisches Unternehmer:innentum zu fördern. Dabei fokussierten wir uns vor allem auf die Komplexität der Aufgaben, die von der Projektplanung über die Verantwortung für das eigene Team bis hin zu Selbstfürsorge in stressigen Arbeits- und Planungsphasen reichen. Der Bedarf an weiterer Professionalisierung ist groß und fand großen Anklang. Auch in diesem Fall sind weitere Veranstaltungsreihen zur Vertiefung und Weiterführung geplant.
- zirkusinfo.at – NEU!
Die neue zirkusinfo.at ist eine gut strukturierte Website, auf der alle in Österreich vorhandenen Möglichkeiten für die zeitgenössische Zirkusszene dargestellt und aufgelistet sind. Mit der zirkusinfo.at haben wir die bestehenden strukturellen Angebote und Förderinstrumente beschrieben und zugänglich gemacht – was für die Künstler:innen und Gruppen großen praktischen Nutzen hat.
Künstler:innen liefert die Seite somit wertvolle Informationen für ihre tägliche künstlerische Arbeit, Informationen über Förderungen, Veranstaltungsorte, Trainings- und Weiterbildungen und sonstiges nützliches Wissen – auf professionellem Level. Es gibt eine einzigartige Möglichkeit zum Selbsteintrag und Erstellung eines eigenen künstlerischen Profils!
Veranstalter:innen bietet die Seite einen breiten Überblick über die in Österreich aktive Szene mit ihren vielfältigen künstlerischen Programmen und Angeboten inkl. Kontaktinformationen. Wir bedanken uns ganz herzlich beim BMKÖS für die Finanzierung der Websiteerstellung.
Weitere Infos: zirkusinfo.at – Österreichs neue Plattform für zeitgenössischen Zirkus
Den theaterspielplan.at gibt es bereits seit 2006. Nach einer Umbauphase wurde er neu gelauncht und hat nun neue Funktionen, die umfangreich getestet wurden. Uns haben einige Rückmeldungen erreicht, die wir eingearbeitet haben. Wir freuen uns aber auch weiterhin über Feedback zu den Funktionen und der Nutzbarkeit der Seite. Die Programmierung arbeitet unablässig an der technischen Erneuerung, da die Website über so viele Daten verfügt. Wir bedanken uns herzlich bei der Unterstützung durch Lukas Aigner und David Reinisch sowie beim BMKÖS, das den Umbau finanzierte.
- vera* Vertrauensstelle gegen Machtmissbrauch, Belästigung und Gewalt in Kunst und Kultur
Die IGFT ist Gründungsmitglied im Verein Vertrauensstelle gegen Machtmissbrauch, Belästigung und Gewalt in Kunst und Kultur. Das gemeinsame Ziel ist, dass Künstler:innen und Kulturarbeiter:innen ihre Fähigkeiten und ihre Arbeit gewaltfrei und sicher ausleben und entwickeln können. vera* unterstützt Betroffene bei Belästigungs- und Gewalterfahrung auf persönlicher und individueller Ebene, zeigt Handlungsmöglichkeiten auf und begleitet sie bei den nächsten Schritten. Künstler:innen können sich vertraulich an die Vertrauensstelle wenden.
Die gift widmet sich aktuellen Diskursen der darstellenden Kunst, kulturpolitischen Themen und Debatten und berichtet über besonderer Veranstaltungsformate. In jeder Ausgabe gibt es Künstler:innenporträts und es wird über spannende Projekte berichtet. Außerdem erfährt man vereinsinterne Neuigkeiten der IGFT und wichtige Meldungen aus der Szene.
Die Zeitschrift ist in der IGFT-Mitgliedschaft inkludiert und erscheint vier Mal jährlich mit einer Auflage von 1.850 Stück. Es gibt auch die Möglichkeiten, ein Jahresabo abzuschließen und eine digitale Version zu erhalten. Zudem werden bis auf die aktuellste Ausgabe alle Zeitschriften auf unserer Website archiviert und sind frei zugänglich.
Seit kurzer Zeit gibt es außerdem einen Wikipediaeintrag zur IGFT. Dort könnt ihr mehr über die Gründung und Zielsetzung der IGFT nachlesen und wir sind so noch schneller auffindbar.
Beratungstätigkeit & Infoveranstaltungen
Für unser tolles Beratungsteam waren auch in diesem Jahr wieder viele verschiedene Themen dabei, darunter Basics wie Sozialversicherung, Vertragsarten, Vereinswesen oder Förderungen, erfreulicherweise aber auch ein steigendes Interesse an Pensionsvorsorge. Auch bemerkenswert war das Interesse zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf, sowie Leistungen im Falle einer Elternschaft. An dieser Stelle einen Glückwunsch an alle gewordenen und werdenden Eltern! Insgesamt fanden dieses Jahr über 1.000 Beratungen per Telefon, online oder persönlich bei uns im Büro statt. Die Beratungen hatten einer Gesamtdauer von über 300 Stunden, was beinahe zwei Beratungen à 45 Minuten pro Werktag entspricht! Wichtige Fragen zu Fairness, Fair Pay und Gehaltsverhandlungen wurden und werden mutiger gestellt – eine Selbstermächtigung, die wir bestärken möchten. Starke Stimmen machen eine starke Szene! Ein wichtiges Thema war 2024 außerdem der KSVF – zum einen allgemeiner Natur: Was sind die Voraussetzungen? Was leistet der KSVF? Was ist der KSVF überhaupt? Zum anderen aber direkte Unterstützung bei der Anmeldung für den KSVF, vor allem da viele Künstler:innen aus Drittstaaten kamen bzw. Deutsch als Zweit-/Drittsprache hatten. Im Tanz-/Performance-Bereich kommt es in Zusammenhang damit für Künstler:innen aus Nicht-EU-Ländern zu Schwierigkeiten mit problematischen Beschäftigungsmodellen, die regelmäßig als Werkverträge ausgefertigt werden und eigentlich eines Dienstvertrages bedürften. Diese Themen spiegeln, grob in den Überblick gebracht, die aktuellen und häufigsten Themen in der Szene wider.
Insgesamt organisierten wir heuer 46 Infoveranstaltungen mit über 500 Teilnehmer:innen aus allen Bundesländern und dem europäischen Ausland. Für die Veranstaltungen konnten wir wieder viele Expert:innen als Vortragende gewinnen und Künstler:innen aus der Szene ihre Arbeit als Best-Practice-Beispiele präsentieren, wodurch ein reger Austausch angestoßen wurde. Neben unseren inzwischen bekannten Veranstaltungsreihen BOOT CAMP und BOSS CAMP gab es die neue und wichtige Veranstaltungsserie „Golden Years“. Zusätzlich zu unseren vielen Online-Veranstaltungen finden wieder öfter Livetreffen statt, u. a. mit dem Kuratorium Theater, Tanz & Performance in Wien sowie bei unserem gut besuchten zweiten Branchentreff.
2024 gab es zwei Einreichfristen für die erste und die zweite Jahreshälfte. Dies verbesserte die Vorbereitung für alle einreichenden Künstler:innen und bot mehr Planungssicherheit. Die Jury konnte dadurch alle Einreichungen für jedes Halbjahr gesammelt beurteilen und differenzierte Entscheidungen treffen. In dem Zusammenhang möchten wir uns ganz herzlich bei unserer diesjährigen Jury Cornelia Böhnisch, Marlies Pucher und Teresa Waas bedanken.
In der freien Szene gewinnt ACT OUT stetig an Bekanntheit, was sich durch die erneut gesteigerte Anzahl der Förderanträge zeigt. Aufgrund der unveränderten Förderhöhe durch das BMEIA – Auslandskultur lag der Förderbedarf allerdings wieder weit über unseren Möglichkeiten. Insgesamt konnten im Jahr 2024 13 Projekte gefördert werden und 35 Künstler:innen ins Ausland reisen. Es konnten 8 Kreationsresidenzen aus dem Bereich Tanz & Performance sowie 4 Residenzen des zeitgenössischen Zirkus gefördert werden. Neben europäischen Residenzorten in Belgien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Türkei, der Schweiz und Spanien fanden international weiter entfernte Aufenthalte in Japan und Tansania statt. Obwohl dieses Jahr nur eine Gastspieltournee des zeitgenössischen Zirkus mit ACT OUT gefördert wurde, fuhren mit diesem Projekt insgesamt 8 Künstler:innen auf Tournee und konnten dabei gleich in den Niederlanden, Ungarn, England und Deutschland Station machen.
Die Streaming-Plattform ACT OUT Online wurde dieses Jahr weitergeführt, welche einen Auswahlkatalog von Mitschnitten österreichischer Theater- und Performanceproduktionen anbietet.
ACT OUT – Tour- und Residencyförderprogramm wird vom BMEIA – Bundesministerium für Europäische und Internationale Angelegenheiten / Auslandskultur gefördert.
Auch für die Förderperiode im 1. Halbjahr 2024 verzeichnete das IG Netz wieder einen Zuwachs an Fördernehmer:innen und geförderten Anstellungsmonaten. Das ist höchst erfreulich! Insgesamt wurden 90 in Österreich tätige Gruppen und 2.080 Anstellungsmonate gefördert. Der Bundesanteil betrug dabei maximal € 139,20 pro Person/Monat. Die Zuschüsse der mitfördernden Bundesländer bewegten sich zwischen max. € 202,64 pro Person/Monat in Wien und € 273,93 pro Person/Monat in Kärnten. Insgesamt wurde ein Auszahlungsvolumen von € 413.077,05 ausgeschüttet, davon
€ 286.377,95 mit Anteilen des Bundes und € 126.699,10 mit Anteilen der mitfördernden Bundesländer (Burgenland, Kärnten, Oberösterreich, Steiermark, Tirol, Vorarlberg, Wien). Eine schöne Bescherung: Die Auszahlungen der IG Netz Zuschüsse erfolgten Ende 2024! Eine wichtige Veränderung: Ab 2025 dürfen ansuchende Gruppen oder Theater max. € 750.000 Jahresförderungen erhalten – die Grenze ist also deutlich angehoben worden.
EAIPA – European Association of Independent Performing Arts
Im Jahr 2018 wurde der Europäische Dachverband der freien darstellenden Künste ins Leben gerufen, um die internationale Zusammenarbeit zwischen den nationalen Interessengemeinschaften zu stärken. Der Verein hat seinen Hauptsitz im Büro der IG Freie Theaterarbeit in Wien. Unsere Geschäftsführerin, Ulrike Kuner, fungierte seither als Präsidentin dieses Verbands. Für die neue Wahlperiode wurde im Mai 2024 Kryštof Koláček von der tschechischen Mitgliederorganisation AND
ČR als Präsident gewählt. Ulrike Kuner wurde zur ersten Geschäftsführerin des Netzwerks ernannt. Mit dem Circuscentrum aus Schweden trat auch ein neues Vollmitglied bei, somit vereint EAIPA mittlerweile 23 Organisationen aus 18 Ländern.
In diesem Jahr feierte EAIPA stolz sein 5-jähriges Bestehen. Wir haben voneinander gelernt und unser Netzwerk schnell erweitert. Außerdem konnten wir den politischen Diskurs über die Arbeitsbedingungen von Künstler:innen international anregen, indem wir verlässliche Daten über die Arbeitssituation in der freien Szene gesammelt und veröffentlicht haben. Die gemeinsamen Errungenschaften, Ziele und fortlaufenden Themen wurden im großen EAIPA Dossier vereint:
EAIPA Dossier 2018 – 2023
Als Reaktion auf die am Abend des 7. November 2024 vor dem Nationaltheater in Sofia, Bulgarien, stattgefundenen Ereignisse veröffentlichte EAIPA eine Presseaussendung, in der sie für die Freiheit des künstlerischen Ausdrucks als Instrument der Demokratie appelliert. Eine Gruppe rechtsextremer Aktivist:innen versuchte, das Gebäude zu besetzen und die Premiere der Aufführung von „Arms and the Man“ von George Bernard Shaw zu verhindern.
EAIPA startete im November 2023 eine neue Veranstaltungsreihe. Dieses Mal wurden die Künstler:innen in den Fokus gerückt, und wieder wurden spannende Beispiele und Projekte aus verschiedenen Ländern verglichen. In vier Veranstaltungen wurden zentrale Themen diskutiert:
#1 09.11.2023 – Mental Health in Focus
#2 18.01.2024 – Career Support
#3 14.03.2024 – Arts as Public Health Service
#4 16.05.2024 – Chain of Responsibilities: Funding Politics
Die Saison 24/25 richtet den Fokus auf die internationale Kulturpolitik. Dafür sind wieder vier
Veranstaltungen geplant:
#1 12.12.2024 – Community Building: Uniting the Art Scene
#2 13.02.2025 – South-East Dialogue: Definitions of Art, Visibility and Funding
#3 08.05.2025 – Social Responsibility of Art
#4 12.06.2025 – Environmental Responsibility of Art
EAIPA konzentriert sich mit dieser Reihe auf die Stärkung der Gemeinschaften der darstellenden Künste auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene, erörtert den jeweiligen Handlungsbedarf, stellt aber auch praktisches Know-How und Erfahrungen vor.
Für jede Veranstaltung gibt es Moderation, verschiedene Expert:inneninputs, vertiefende Fragen und Diskussionen. Wir laden herzlich zur kostenlosen Teilnahme ein: Bitte hier registrieren.
Das in Berlin ansässige „Performing Arts Programm“ (PAP) lud EAIPA ein, einen Beitrag zum Programm ihrer jährlichen Konferenz „Un/gleich/zeitig“ zu leisten. Einige der EAIPA Vorstandsmitglieder gaben Einblicke aus ihren Ländern, wie sich der politische Rechtsruck auf die Arbeit und das Leben freier darstellender Künstler:innen auswirkt – Situationen, die sich überall auf dem Kontinent häufen. Die Konferenz wurde von der Ankündigung umfangreicher Haushaltskürzungen für die Kulturförderung in Berlin überschattet.
Unsere neuen EAIPA-Vorstandsmitglieder konnten sich zum ersten Mal persönlich treffen und hatten produktive Arbeitssitzungen, neben unserer hybriden außerordentlichen Versammlung, bei der sich die EAIPA-Mitglieder zu Neuigkeiten aus ihren jeweiligen Ländern austauschen konnten.
Ein großer Dank
Zuerst möchten wir ein großes Dankeschön an das gesamte Team der IGFT richten: Stephanie Schwarz, Maren Streich, Carina Werthmüller, Valentin Werner, Esther Baio, Patrick Trotter, Christian Keller, Clara Zeiszl und Winona Bach für die Arbeit, die Ideen und die Visionen, mit denen die IGFT ihr Angebot und Netzwerk konstant erweitern kann sowie Thomas Paul Mayer für die tatkräftige Unterstützung als Arbeitstrainee. Barbara Stüwe-Eßl ist im Sommer in den wohlverdienten Ruhestand getreten, für den wir ihr alles Gute wünschen. Ihr gebührt ein besonderer Dank für über zwei Jahrzehnte Arbeit bei der IGFT! Sie war die beste gute Seele, die man sich in einem Team nur wünschen kann, und verfügt über das detailreichste Wissen über die Szene, das man sich nur denken kann! Vielen, vielen Dank, liebe Bärbl!
Das Team möchte an dieser Stelle auch einen Dank an unsere Geschäftsführung Ulrike Kuner für ihre ruhige, besonnene Führung richten. Sie gibt der IGFT ihre Richtung und Geschwindigkeit und schreckt auch vor den größten Hürden und anstrengendsten Terminen nicht zurück. Am Ende eines Jahres dankt sie uns immer dafür, dass sie sich auf uns verlassen kann. Doch unsere gute Zusammenarbeit ist nur möglich, weil sie durch ihr großes Vertrauen ins Team und entspannte Haltung eine unglaublich positive Arbeitsatmosphäre schafft. Vielen Dank für deine Geduld, dein offenes Ohr und dass du unser Team so verantwortungsvoll leitest, liebe Ulrike.
Ein ganz herzliches Dankeschön gilt natürlich auch den Vorstandsmitgliedern der IGFT, die uns mit ihrer Unterstützung, ihrer Expertise, ihrem Feedback und Wissen immer bereichern: Sara Ostertag (Obfrau bis November 2024), Veronika Glatzner, Inge Gappmaier, Barbara Herold, Daniela Oberrauch, Hannes M. Saghy, Charlotta Ruth (kooptierte Obfrau seit November 2024) und Sabine Reiter.
Vielen herzlichen Dank auch an unsere Bundeslandsprecher:innen für ihr Engagement vor Ort: Burgenland: Peter Hauptmann, Kärnten: Stefan Ebner, Oberösterreich: Silke Grabinger, Salzburg: Christa Hassfurther und Dorit Ehlers, Tirol: Daniela Oberrauch, Vorarlberg: Beate Buchsbaum, Niederösterreich: Nico Wind, außerdem Steiermark: Katharina Dilena, die nach vielen Jahren ihre Funktion an Johanna Rath weitergibt.
Unseren Fördergeber:innen möchten wir ganz herzlich für die finanzielle Absicherung und Ermöglichung unserer verschiedenen Projekte danken. Ein besonderer Dank geht an das BMKÖS – Bundesministerium für Kunst, Öffentlichen Dienst und Sport, die Stadt Wien/Abteilung Kunst und Kultur, die LSG/ÖSTIG – Österreichische Interpretengesellschaft sowie das BMEIA – Bundesministerium für Europäische und Internationale Angelegenheiten für die finanzielle Unterstützung des ACT OUT – Tour- und Residency-Förderprogramms.
Außerdem ein herzliches Danke an Medien und ihre Redakteur:innen. Durch Ihr Interesse, Ihre Nachfragen und Ihre Berichterstattung werden die freie Szene und ihre Akteur:innen stärker in den Fokus gerückt, wodurch ihre Anliegen an Bedeutung gewinnen.
Aber: Das größte Danke gebührt unseren 1.951 Mitgliedern. Eure Unterstützung ist unser Rückgrat und zugleich die Basis der IGFT. Uns haben wieder so viele liebe E-Mails und persönliches Feedback in den Beratungsgesprächen und Bewertungen erreicht und so Kraft für ein starkes 2025 gegeben. Danke für euer Vertrauen, mit dem wir uns gestärkt für bessere Arbeitsbedingungen in der freien darstellenden Szene einsetzen können!
Ulrike Kuner, Geschäftsführung IGFT:
„Die Erkenntnisse aus 2024 geben die Richtung für das kommende Jahr vor: Angesichts des politischen und gesellschaftlichen Rechtsrucks ist es umso wichtiger, faire und freie zeitgenössische Kunst- und Kulturarbeit zu ermöglichen. Die Bedingungen, unter denen diese Arbeit stattfindet, haben sich in den letzten Jahren sehr verbessert. Dennoch gibt es viele offene, alte wie neue Themen, auf die sich unser Fokus richtet. Fairness, Fair Pay, korrekte Verträge und Beschäftigungen, mentale Gesundheit, und die Spiel- und Proberaumsituation sind nur einige Begriffe, die uns nach wie vor beschäftigen. Es ist nun wichtig, Haltung zu zeigen und als Szene zusammenzuhalten. Wir sind gespannt auf die neuen Beziehungen zur Kulturpolitik, die sich mit einer neuen Regierung bilden werden. Unsere internationale Vernetzung hilft uns, Erfahrungen mit Best Practice Beispielen zu sammeln und so den Weg zu einer starken und abgesicherten Szene in Österreich weiterzugehen. Freie Kunst ermöglicht eine starke Gesellschaft.“
Frohe Weihnachten und alles Gute für 2025 wünscht
Ulrike Kuner, Geschäftsführung mit Team und Vorstand
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Die IG Freie Theaterarbeit ist die Interessengemeinschaft für die freie darstellende Szene Österreichs, wurde 1988 gegründet und ist Mitglied im Kulturrat Österreich. Seit 2018 ist sie Gründungsmitglied und Sitz des Europäischen Dachverbands der freien darstellenden Künste (EAIPA) mit derzeit 23 Mitgliedern in 18 Ländern.
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