Pressemitteilung zur aktuellen Evaluation der Wiener Theaterreform

26. März 2012, Plattform freier Theater-, Tanz-, Performanceschaffender 2012 und IG Freie Theaterarbeit
Die Evaluierung der Wiener Theaterreform darf nicht als kulturpolitisches Legitimationsfeigenblatt missbraucht werden!

Die derzeit im Entstehen befindliche Erhebung über die Wiener Theaterreform kann als ernst zu nehmende Evaluierungsmaßnahme nicht anerkannt werden und zwar aus folgenden Gründen:

a) Alle müssen quantitativ und qualitativ evaluiert werden – Projektförderungen müssen ebenso einbezogen werden wie große Institutionen (Theater an der Josefstadt, Theater der Jugend, Wiener Festwochen, Volkstheater Wien, Vereinigte Bühnen Wien).
Die aktuell im Fragebogen erhobenen quantitativen Daten für die Konzeptförderungen sind insgesamt nicht vergleichbar und bestehen zu einem guten Teil aus Schätzwerten. (Ein großer Teil der Institutionen hat erst nach 2004 bzw. 2007 ihre Arbeit aufgenommen z. B. Garage X, Theater Nestroyhof – Hamakom, 3raum – Anatomietheater, aber auch z. B. brut und Schauspielhaus unter der aktuellen Leitung.)

b) Die von der MA7 seit Jahren bei jeder Subventionsabrechnung von Institutionen bis Einzelprojekten eingeforderten Daten müssen dringend rückwirkend und für die Zukunft verbindlich, umfassend elektronisch aufbereitet werden – damit eine aussagekräftige Vergleichbarkeit überhaupt entsteht.

c) Die Evaluation muss nach transparenten, öffentlichen Kriterien geschehen.
Im aktuellen Fragebogen werden drei Ziele formuliert:
• Wurden die (kulturpolitischen) Ziele der Wiener Theaterreform erreicht?
• Wirkt sich die Umstellung des Fördersystems hilfreich, im Sinne der angestrebten Ziele der Wiener Theaterreform, aus?
• Wie entwickelten sich wesentliche (ökonomische) Kennzahlen ausgehend vom Jahr 2004, dem Jahr vor der Reform, in den letzten Jahren?
Aber weder die Ziele der Theaterreform noch die Umstellung des Fördersystems wurden für die Evaluation (re)formuliert und akkordiert. Das Design der Fragebogen-Erhebung zielt beinahe ausschließlich auf die Bestandsaufnahme von ökonomischen Kennzahlen.

d) In den aktuellen Erhebungen bleibt das gesamte Problem prekärer Beschäftigungsverhältnisse unbeleuchtet.

e) Eine umfassende Evaluierung der gesamten Wiener Theaterlandschaft sollte als Konsequenz ENDLICH eine grundlegende Umschichtung der Budgetmittel zur Folge haben.

Der Freie Sektor muss professionelle Arbeitsbedingungen vorfinden, die unter den Bedingungen sozialer, materieller und rechtlicher Sicherheit erfolgen.

Ceterum Censeo: Die finanziellen Mittel für Förderungen von Projekten sowie Ein-und Mehrjahresförderungen für freie Produktionen in den Bereichen Theater, Tanz und Performance müssen massiv erhöht werden!

Wien, 26. März 2012
Plattform freier Theater-, Tanz-, Performanceschaffender 2012 und
IG Freie Theaterarbeit

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